Dieser Tage haben wir mal wieder die Wanderstiefel geschnürt und unsere Umgebung erkundet. Auch wenn ich hier aufgewachsen bin und wir seit mittlerweile über vier Jahren wieder hier leben, gibt es doch immer noch neue Fleckchen ganz in der Nähe zu entdecken. 🙂
Diesmal ist unser Ziel das Wenigerbachtal, das sich in der Nähe unseres Nachbarortes Seelscheid erstreckt. Unsere Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid besteht ja aus den beiden Hauptorten Neunkirchen und Seelscheid, die einige Kilometer voneinander entfernt liegen, und unzähligen kleinen Dörfern außenherum.
Auf Komoot haben wir uns die Tour „Wenigerbach – Steinbruchrunde von Seelscheid“ herausgesucht.
Der Wenigerbach misst knapp 9km Länge. Er schlängelt sich von Nackhausen aus an Oberheister und Seelscheid vorbei, bevor er in den Naafbach mündet. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurde im Wenigerbachtal Kupferbergbau betrieben. Ein Vermächtnis aus dieser Zeit würden wir später zu sehen bekommen, nämlich eine alte Steinbrücke, über die früher das Kupfererz abtransportiert wurde.
Die Zeithstraße
Los geht es in Seelscheid an der Bushaltestelle Oberste Zeith auf geschichtsträchtigem Boden: steht man heute an der Bundesstraße B56, die quer durch Seelscheid verläuft, ahnt man erstmal nichts von ihrer Vergangenheit. Zwischen einer schnöden Tankstelle und einem Supermarkt kommt halt erstmal kein historisches Flair auf. 😉
Tatsächlich existiert die Zeithstraße aber schon seit über 2000 Jahren. Im Mittelalter war sie ein bedeutender Fernhandelsweg, der von Bonn bis nach Dortmund führte.
Und was hat der Name zu bedeuten?
Mit der Zeit, mit Stunden und Minuten, habe der Name nichts zu tun. Vielmehr leite sich der Name wahrscheinlich von Sceide, englisch Sky, dem Zwischenraum zwischen Himmel und Erde, dem alten Wort für für Wasser- und Höhenscheide, ab. Zeithstraße heiße also nichts anderes als Höhenstraße, so Böseke.
Harry Böseke in „Spuren der alten Magistrale“, Kölnische Rundschau vom 14.1.2010
Hausen
Wir bleiben nicht auf der Zeithstraße, sondern biegen in die Hausener Straße ein. Hier laufen wir einen Schlenker durch den kleinen Ortsteil Hausen. Fun fact: Hausen ist der häufigste Ortsname Deutschlands.
Von hier aus bietet sich uns ein schöner Blick auf Neunkirchen.
Die Mammut-Bank sieht urig aus und lädt zum Verweilen ein, aber wir wollen ja erstmal ein paar Kilometer abspulen. 😉
Breitscheid
Anschließend überqueren wir die Zeithstraße wieder und laufen auf der anderen Seite durch den Ortsteil Breitscheid, vorbei an vielen Häusern mit liebevoll gepflegten Gärten.
Der Weg mäandert hinter dem Sportplatz entlang und bietet einen weiten Blick über das Land, diesmal in die andere Richtung. Am Horizont entdecken wir die beiden Spitzen des Kölner Doms und exakt in deren Mitte den Fernsehturm Colonius. Leider habe ich kein Teleobjektiv dabei, weswegen das auf dem Foto nicht wirklich zu erkennen ist. 😀
Im Wenigerbachtal
Nach einigen hundert Metern führt uns der Weg in den Wald, jetzt geht es bergab ins Wenigerbachtal.
Der Weg mäandert eine Weile sehr malerisch durch den Wald:
Zwischendurch passieren wir allerdings auch eine kahl gerodete Stelle. Hier hatten Borkenkäfer und Trockenheit anscheinend ihre Spuren an den Bäumen hinterlassen. Einen Anblick wie diesen findet man mittlerweile leider sehr häufig in den Wäldern.
Wildpflanzen im Wenigerbachtal
Am Wegesrand entdecke ich Große Sternmiere…
… Knoblauchsrauke…
… Ginster…
… und dann noch ein gelb blühendes Pflänzchen, das ich erstmal nicht eindeutig bestimmen kann. Bewusst begegnet es mir gerade zum ersten Mal. Ich fotografiere es und recherchiere später daheim im Internet, was das sein könnte: anscheinend eine Goldnessel.
Wie das so ist, fällt es mir am nächsten Tag plötzlich auch auf der heimischen Hunderunde ins Auge. 😀
Ein Blick nach oben zeigt, dass sich der Himmel mit bedrohlich dunklen Wolken zuzieht. Schau’n mer mal, ob wir standesgemäß für diesen nasskalten Frühling noch eine Dusche abbekommen…
Die alte Steinbrücke im Wenigerbachtal & Bergbau in Seelscheid
Vor beinahe 200 Jahren, um 1850 herum, wurde diese Steinbrücke gebaut. Eine Infotafel des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Seelscheid e.V. weiß zu berichten, dass es sich um eine der letzten noch erhaltenen Natursteinbrücken in selbsttragender Bauweise in unserer Region handelt. Sie wurde errichtet, um das im Wenigerbachtal abgebaute Erz abtransportieren zu können.
Wikipedia sagt zum Thema Bergbau in Seelscheid:
Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Seelscheid sind einige Dutzend Erzvorkommen bergbaulich erschlossen worden. Auf drei Bergwerken wurden nachweislich Blei-, Zink- und Kupfererze in bescheidenem Umfang gewonnen.
Wikipedia: Seelscheid
Erste urkundliche Belege der Bergbauaktivitäten gehen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück.
Zahlreiche Schlackenstreuungen und Keramikfunde im Umfeld der Bergwerke und Verhüttungsplätze deuten auf Bergbau- und Verhüttungsaktivitäten, die bis ins Mittelalter reichen.
Mitte des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand eine geringe Erzgewinnung statt.
Das Bergwerk Wolter-Plettenberg lag südwestlich des Ortes Wahlen im Wenigerbachtal. Um 1854 vom Rheinischen Bergwerksaktienverein Saturn durchgeführte Untersuchungsarbeiten lieferten 13 Tonnen Kupfererz. Auf der Stollenhalde im Wenigerbachtal findet man Kupfermineralien: Malachit, Azurit und Kupferkies.
Wieder was gelernt. 😉
Neben der Brücke ist ein alter Steinbruch zu sehen – ein häufiger Anblick hier in der Region.
Zurück Richtung Ausgangspunkt
Laut Komoot hätten wir jetzt eigentlich noch einer Herde Skudden Hallo sagen können. Leider war auf der Weide aber gerade niemand zuhause.
Irgendwo verlieren wir jetzt auch das GPS-Signal und sind uns nicht ganz sicher, ob wir noch dem richtigen Weg folgen. Egal – schön ist es hier auf jeden Fall! Wir überqueren den Wenigerbach zweimal auf schmalen Brückchen, die in 200 Jahren wahrscheinlich nicht mehr stehen werden. 😉
Schließlich führt uns der Weg wieder bergan aus dem Tal heraus und wir gelangen zurück nach Breitscheid.
Auch wenn die Wolken am Himmel nach wie vor beeindruckend duster sind, bleibt es trocken – und immerhin auf der Straße scheint die Sonne. 🙂
Insgesamt sind wir knapp 8km gelaufen, mit moderaten 218 Höhenmetern. Definitiv eine schöne Wanderung! 🙂
Eigentlich muss man hier auch nicht weit raus, um solche Wege zu finden. Wenn bloß meine wanderfreudigen Freunde nicht größtenteils in Dresden wohnen würden. 😀 Für die ist dann natürlich Elbsandstein angesagt. Da ist mir auch noch kein Borkenkäferschaden untergekommen – wohl aber zwischen Freiberg und Chemnitz.
Und: Da braucht wohl noch jemand eine passendere Kameratasche? 😀 Ich habe gerade ein Experiment mit einem Holster für den Rucksack für gescheitert erklärt, da das doch zu oft im Weg war und nicht so recht praktischer, als die Kamera am Gurt über die Schulter zu hängen. Früher hatte ich tatsächlich mal so einen dicken Kamerarucksack mit Platz für 8 Objektive – das war natürlich total überdimensioniert (ich habe ja bloß drei, von denen ich auch maximal zwei gleichzeitig mitnehme).
Haha, eher einen Packesel. 😀 Ich hab eh mit Rückenproblemen zu tun und überleg mir daher genau, wie viel Krempel ich wirklich mitschleppen möchte. Mein Fotorucksack ist eigentlich super, da passt eine Menge rein und ich finde ihn auch von der Aufteilung her praktisch. Warte mal, ich glaube, ich habe den vor vielen Jahren sogar mal im Blog vorgestellt… jap: Mein Fotorucksack – Lowepro Flipside 400AW
Aber das Tele bringt halt nochmal knappe 2kg auf die Waage und auf Wanderungen brauche ich es fast nie… hauptsächlich verwende ich es für gezielte Tierfotografie.
Die Fotos hier im Beitrag sind mit dem Tamron 28-75er entstanden sowie dem Canon 10-18er, einem Weitwinkel. Die sind beide klein und leicht. 😀
So ein Holster hatte ich auch mal, das fand ich aber ähnlich unpraktisch wie du. Auch Objektivköcher für den Gürtel haben mich nicht wirklich überzeugt… dann doch lieber ein Rucksack.
Ach das ist jetzt verrückt, sofort als ich das Bild gesehen habe, fiel mir ein… so einen hatte ich auch! 😀 Na klar, das ist fast der gleiche Rucksack, den ich bis vor gar nicht so langer Zeit auch hatte. Leider ist wohl mal etwas darin ausgelaufen und ich hatte es nicht bemerkt und naja, da war dann nix mehr zu retten. Daher kam der Versuch mit dem Holster.
Das Gewicht ist natürlich zumindest in deinem Fall ein Argument. Ich habe so ein Tamron Superzoom, das ich für solche Touren nehmen würde / nehme. Sind zurecht umstritten, die Dinger, aber mir taugt’s. Ich schließe allerdings aus dem Gewicht deines Teles, dass du es etwas ernster meinst als ich. 🙂 Mein Tele ist mal gestürzt und passt seitdem nicht mehr an meine 60D, daher muss da im Zweifel immer eine zweite Kamera mit. Da gewinnt dann doch meist das Superzoom.
Ach, das ist ja schade mit deinem Rucksack. Ich weiß gar nicht, ob es das Modell oder ein ähnliches noch zu kaufen gibt – ich hab den schon seit 2009 oder so.
Was für ein Objektiv genau ist das denn, was du da hast? Ich hab das Sigma 70-200 2.8er, das ist halt schon ein Trumm. Damals habe ich ja viele Konzerte fotografiert und suchte etwas Lichtstarkes, da ist das schon prima. Hätte ich einen Dukatenesel (der dem Packesel dann ja wunderbar Gesellschaft leisten könnte 😀 ), würde ich das aber vermutlich gegen ein 800er eintauschen und dazu ein leichteres Tele für unterwegs nehmen.
Hehe ja, das Problem mit der Lichtstärke kenne ich ja auch. Als das mit den Konzerten vorbei war, habe ich das Tamron 18-270 mm 1:3,5-6,3 angeschafft. Für Garten, Reisen und Ausflüge taugt das einigermaßen, für Konzerte definitiv nicht. Das defekte ist ein Cosina 70-210 2,8 – das ist tatsächlich ganz schön, aber der AF geht halt nicht mehr und es mag auch das Bajonett nicht mehr so recht.
…Dukatenesel und Packesel. 😀 😀
sehr schön, das ganze grün! ich rieche förmlich die frische luft.
Was für eine schöne Runde!
Definitiv! 🙂