2017 wurde bei mir MS diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich selber nur eine sehr vage Idee, was diese Krankheit eigentlich ist.
Wenn der Körper sich selbst angreift
Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, d.h. das Immunsystem reagiert über und greift den eigenen Körper an. Dabei wird die isolierende Schutzschicht um die Nerven im Gehirn oder Rückenmark zerstört und es kommt zu neurologischen Ausfallerscheinungen. Das kannst du dir so ähnlich vorstellen wie einen Kurzschluss ⚡ an einem kaputten Stromkabel.
MS ist chronisch und nach heutigem Stand der Wissenschaft unheilbar.
Trotzdem werden MS’ler genauso alt wie gesunde Menschen und auch nicht jede MS führt zu einer Behinderung.
Welche Symptome gibt es bei MS?
Kinners, ich möchte an dieser Stelle wirklich nicht diese mehr als abgedroschene Phrase wiederholen, die sich in so ziemlich jeder Beschreibung von MS findet: dass MS „die Krankheit der 1000 Gesichter“ ist. Upsi, jetzt hab ich das doch geschrieben… 🤦🏽♀️
Tatsächlich gibt es eine ellenlange Liste von Symptomen. Nicht jeder MS’ler hat alle Symptome, und die meisten dieser Beschwerden können auch ganz andere Ursachen haben als denn Multiple Sklerose.
Typische Symptome bei MS können beispielsweise sein:
- Sehstörungen (Doppelbilder, Grauschleier, …)
- Fatigue
- kognitive Einschränkungen (Konzentrationsschwierigkeiten, Brain Fog / „Gehirnnebel“)
- Lähmungen
- Spastiken
- Sensibilitätsstörungen (taube oder hyperempfindliche Haut, ein Gefühl wie Ameisen unter der Haut)
- Schwindel
- Blasenprobleme
- Muskelschmerzen und Verspannungen
- Wortfindungsstörungen
- Koordinationsschwierigkeiten
- Depressionen
- … und eine ganze Menge mehr
Wie genau sich die MS bei mir bemerkbar macht, habe ich auf der Über mich-Seite beschrieben.
Welche Formen von MS gibt es?
- Bei der schubförmigen Form der MS (RRMS – englisch für relapsing remitting MS) kommt es in unregelmäßigen Abständen zu Krankheitsschüben. Sie ist die häufigste Form der Multiplen Sklerose. Zwischen den Schüben können Wochen oder sogar Jahre vergehen.
Manche der Probleme geben sich nach einem Schub wieder, andere bleiben dauerhaft bestehen und führen zu einer fortschreitenden Behinderung. Aber es gibt auch MS-Betroffene, die nach dem zur Diagnose führenden Schub überhaupt keine Beschwerden mehr haben. - Bei der sogenannten primär-progredienten Form (PPMS) hingegen schreitet die Behinderung stetig voran.
- Eine primär schubförmige MS kann nach einiger Zeit übergehen in eine sekundär progrediente MS (SPMS). Dann kommt es immer seltener zu Schüben, die Krankheit schreitet kontinuierlich voran.
MS verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich.
Was verursacht MS?
Da ist sich die Wissenschaft nicht ganz einig – wahrscheinlich kommen mehrere Faktoren zusammen.
Multiple Sklerose ist nicht ansteckend. MS ist auch nicht direkt erblich in dem Sinne, obwohl bestimmte genetische Veranlagungen eine Erkrankung wahrscheinlicher machen.
Viren und Bakterien spielen ebenfalls eine Rolle. Beispielsweise kann das Eppstein-Barr-Virus, das Pfeiffersches Drüsenfieber verursacht, Jahre später zum Entstehen von MS führen. Ich selber war mit 13 oder 14 Jahren an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt – und mit 30 wurde die MS diagnostiziert.
Auch was einen Schub auslöst, ist noch nicht abschließend geklärt. Stress gilt als ein Faktor oder auch Erkältungen, bei denen das Immunsystem ja in Alarmbereitschaft versetzt wird. Das kann ich beides aus eigener Erfahrung bestätigen.
Wie wird MS behandelt?
Ein wirklich 100% funktionierendes Medikament gibt es leider noch nicht.
Es sind etliche Produkte verfügbar, die das Schubrisiko jedoch nur bis zu einem gewissen Grad reduzieren können – und die meist erhebliche Nebenwirkungen haben. Ich persönlich habe mich aus diesem Grund gegen eine sogenannte Basistherapie entschieden.
Während akuter Schübe kann hochdosiertes Kortison helfen, die Beschwerden zu reduzieren.
Als hilfreich erwiesen haben sich Physiotherapie, Ergotherapie (und generell Bewegung!) sowie die gezielte medikamentöse Behandlung einzelner Symptome, beispielsweise von Spastiken. Auch Hilfsmittel wie Orthesen, Gehhilfen oder Rollstühle kommen zum Einsatz. Allerdings landet nicht jeder MS’ler zwangsläufig im Rollstuhl – das ist ein altes Klischee!