Köln unterirdisch
Sobald ich in eine weiter entfernte Stadt fahre, absolviere ich das komplette Touristenprogramm und sehe mir alles Mögliche an. Und was ist mit den Sehenswürdigkeiten vor der eigenen Haustür? Für die habe ich ja „irgendwann“ sicher noch Zeit und verschiebe sie erstmal immer weiter nach hinten.
Kommt dir das bekannt vor?
Vorletzte Woche hatte ich ja Urlaub, und der Beste und ich haben uns jetzt tatsächlich mal einer Stadtführung durch Köln angeschlossen. Und zwar keiner normalen, sondern unter dem Titel „Köln unteriridisch“.

Los ging es am Dom mit einigen allgemeinen Informationen über die römische Kolonie Colonia Claudia Ara Aggripinensium, kurz CCAA, die vor rund 2000 Jahren den Grundstein für Köln in seiner heutigen Form legte.
Während des Studiums hatte ich einige freiwillige Kurse über römische Geschichte belegt, wo natürlich auch auf Köln eingegangen wurde, aber so eine Auffrischung des Wissens kann natürlich nie schaden. 🙂
Das römische Nordtor
Die erste Station war denn auch noch oberiridisch: das römische Nordtor, das wenige Schritte neben dem Dom liegt.

Allerdings ist das hier nur ein winziger Teil des eigentlichen Portals, was deutlich größer war.
Die Stadtmauer im Parkhaus
Dass es irgendwo in einem Parkhaus ein Stück der alten Stadtmauer zu sehen gibt, wusste ich zwar – war aber noch nicht dort gewesen. Also auf zum Parkhaus am Dom!

Beim Bau der Domtiefgarage stieß man Anfang der 70er Jahre auf diese Mauern und beschloss, sie in das Parkhaus zu integrieren.
Die Fundamente sind auch heute noch beeindruckend, ursprünglich war die Stadtmauer 2,40m breit und 7,80m (!) hoch.
Auf der anderen Seite des Parkhauses gibt es ein weiteres Stück der Stadtmauer zu sehen, allerdings mit einem Loch darin. Das ist nicht einfach etwas kapott, sondern Teil eines geheimen Fluchtwegs: der Kölner Erzbischof Anno hat sich darüber 1074 auf der Flucht vor dem mordlustigen Pöbel aus der Stadt geschlichen und deswegen heißt die Lücke bis heute Annoloch.
Der heutige Kölner Dom hatte einen frühmittelalterlichen Vorgängerbau, den sogenannten Hildebold-Dom. Aus dessen Westatrium stammt der Brunnen, der sich nach wie vor an seiner Originalstelle befindet und jetzt ebenfalls Teil des Parkhauses ist:

Von Mosaiken und Grabmälern
Zurück an der Oberfläche, ging es über den Roncalliplatz zum Römisch-Germanischen Museum (wo ich übrigens trotz aller Vorsätze noch nie drin war – wir erinnern uns, die Sehenswürdigkeiten vor der eigenen Haustür…).
Hier blickten wir von außen durch ein Fenster auf das Dionysosmosaik, das den Boden eines römischen Wohnhauses zierte und im Zweiten Weltkrieg beim Bau eines Luftschutzbunkers entdeckt wurde.
Unglaublich, aus wie vielen Einzelteilen sich so ein Mosaik zusammensetzt… übrigens konnte man die Muster quasi „bestellen“ und die Motive wurden teilweise fertig gelegt von Italien bis nach Köln geliefert. Wtf…

Direkt neben dem Mosaik erhebt sich ein imposantes Grabmal, das sich allerdings nicht mehr an seiner ursprünglichen Position befindet. Damit es trotz seiner beachtlichen Höhe von 14 Metern (!) ins Museum passte, musste selbiges sogar umgebaut werden.
Prätorium & Cloaca Maxima
An den ehemaligen römischen Hafenstraßen vorbei liefen wir dann zum Prätorium, sprich in Richtung des Historischen Rathauses.

Von hier aus gelangt man in den römischen Abwasserkanal, die Cloaca Maxima. Mittlerweile wird der Tunnel zur Belüftung genutzt, ist also – bis auf vereinzeltes Tröpfeln von der Decke – trocken und müffelt auch nicht. 😉


Für Leute mit Platzangst ist das vermutlich eher nichts, ich fand es aber wahnsinnig spannend. Wenn man bedenkt, wie viel Gewicht auf diesem vor so vielen Jahrhunderten gemauerten Tunnel ruht… was sich seitdem alles auf der Oberfläche verändert hat… wow.
Im Krieg flüchteten sich die Menschen übrigens teilweise in die Abwässerkanäle, und selbst den Bombendetonationen hielten sie stand.

Wir liefen den Kanal ein gutes Stück entlang, um dann wieder Kehrt zu machen und anschließend das Museum sowie die Ausgrabungsstätte im Prätorium zu betreten.



Hier ist man dann mittendrin in der Archäologischen Zone, denn die Ausgrabungen sind noch in vollem Gange. Man darf gespannt sein, wie viel noch zu Tage gefördert wird.
Fazit
Ich hätte noch ein paar mehr unterirdische Stationen erwartet, beispielsweise im Dom selber. Allerdings ist das natürlich auch immer eine Zeitfrage – auch so vergingen zwei Stunden wie im Flug und wir haben viel über die römisch-kölsche Geschichte gelernt. 🙂
Hast du schon einmal an einer Stadtführung teilgenommen, vielleicht sogar in deiner Heimat?