Am vergangenen Wochenende – vom 4. bis zum 6. Juli 2008 – fand in Gelsenkirchen das erste Blackfield-Festival statt.
Die Location mag dem geneigten Festivalgänger nicht ganz unbekannt sein, fand hier doch vor drei Jahren das mittlerweile etablierte Amphi-Festival statt, das seinen Namen übrigens dieser Location verdankt, auch wenn es mittlerweile in Köln stattfindet.
Nachdem uns dieses Festivalwochenende viel Spaß gemacht hat, wünschen wir dem Blackfield, dass ihm ein ähnlich erfolgreicher Werdegang beschert ist. 🙂
Das Amphitheater bot dem Festival recht viel Platz – unten befand sich die Bühne, auf drei Seiten eingerahmt von der amphitheater-typischen Treppe, während sich oben ein ausreichend großer Bereich mit den Merch-Ständen anschloss. So konnten die Fans bequem auf den Treppenstufen platznehmen und die Auftritte der einzelnen Bands erleben, während im Hintergrund der Bühne Lastschiffe gemächlich auf dem Rhein-Herne-Kanal vorbeizogen.
Freitag
In den späten Nachmittagsstunden erreichten wir schließlich Gelsenkirchen und das etwas außerhalb gelegene Amphitheater.
Parkgelegenheiten waren ausreichend vorhanden, verteilt auf zwei Parkplätze, sodass wir das Auto problemlos abstellen konnten.
Los ging es bereits um halb sechs mit den Kölnern von Pink Turns Blue. Frontman Mic Jogwer betrat die Bühne in Begleitung dreier Herren und einer Dame, die den Namen der Band elegant illustrierte, indem sie ein blaues Kleid mit pinkfarbenem Lidschatten kombinierte. Die soliden Post-Punk-Klänge lockten einigermaßen viele Festivalbesucher herbei, wenngleich der Großteil der Anwesenden lieber von den Stufen aus zusah und sich nicht auf den halbkreisförmigen Bereich vor der Bühne begab.
Nach einer guten halben Stunde hieß es denn für Pink Turns Blue, die Bühne freizumachen für die vier Musiker von Stromkern.
Die Beschreibung dieser Band, die ich bis dato noch nicht kannte und deren Bandinfos ich daher im Festivalguide nachlas, ließ mich ein wenig verwundert zurück: von einer Mischung aus „HipHop-Gesang, majestätischen Kompositionen aus dem 19. Jahrhundert mit der Wucht des Post Industrial-Rock“ war da die Rede. Gespannt ob der Klänge, die da kommen würden, erwartete ich also den Auftritt der Formation aus dem fernen Chicago… und war dann eindeutig positiv überrascht!
Der leider nur für eine Dreiviertelstunde anberaumte Auftritt der vier Herren in ihren stylishen weißen Hemden mit schwarzen Krawatten und ebensolchen Jackets wusste mit all seiner Power und den lauten, energiegeladenen Beats eindeutig zu überzeugen.
Die nun folgende zwanzigminütige Umbauphase nutzen wir, um das Festivalgelände zu erkundigen. Für das leibliche Wohl der Besucher war mit mehreren Ständen ausreichend gesorgt, dazu durften natürlich auch diverse Accessoire- und Bekleidungsangebote nicht fehlen. Viele ausgefallene Outfits galt es anzuschauen – mein persönlicher Favorit des Tages war eindeutig das plüschige Eichhörnchen aus Ice Age, das aus einem an den Gürtel geschnallten Trinkhorn lugte, 🙂
Weiter ging es mit norwegischem Elektro der Spitzenklasse made by Icon Of Coil.
Der Platz vor der Bühne hatte sich in der Zwischenzeit deutlich stärker gefüllt mit lauter Elektrojüngern, die den drei Musikern Andy LaPlegua, Sebastian Komor und Christian Lund nach jedem Song enthusiastisch applaudierten. Doch nicht nur die Fans mit ihrem begeisterten Jubel taten etwas für das Wohl der Truppe – Ronan Harris hisself betrat zwischen zwei Songs die Bühne und versorgte die sich verausgabenden Musiker mit Bier. Aus dem Publikum wurde mit 1-Liter-Krügen zugeprostet, und weiter ging die Show mit Stücken wie „Existance in Progress“ oder dem großartigen „Dead Enough For Life“.
Viele Hände, zumeist mit schwarz lackierten Fingernägeln und in der gleichen Farbe bestulpt, reckten sich während der Songs in die Luft.
Während der Umbauphase für den nächsten Act unternahmen wir einen kleinen Ausflug über das Festivalgelände, um zunächst die Toiletten aufzusuchen. Heureka! Keine Dixi-Klos. Sondern richtige Toilettten mit fließendem Wasser, und das auch noch in ausreichender Anzahl! – hierfür ein Danke an die Veranstalter!
Anschließend folgten wir den Schildern mit der Aufschrift „zur Cocktailbar“, die sich jedoch als ein wenig abgelegen und nur mäßig frequentiert erwies.
Schließlich war es denn soweit: Zeit für die Dreadful Shadows.
Sven Friedrich, seines Zeichens bereits bekannt durch seine anderen beiden Projekte Zeraphine und Solar Fake (die es am Samstag zu hören geben würde), gründete diese mittlerweile legendär zu nennende Formation 1993 zusammen mit Jens Riediger, Ron Thiele, Frank Hofer und Stefan Neubauer. In den folgenden sieben Jahren feierte man Erfolg um Erfolg, bis sich die Band im Jahr 2000 jedoch auflöste. Auf dem Amphi-Festival vergangenen Jahres tat man sich dann jedoch endlich wieder für einen Auftritt zusammen – und das hat den Jungs anscheinend so gut gefallen, dass wir sie nun noch einmal erleben durften.
Der wuchtig-melodische Gothic Rock mit Songs wie „True Faith“ oder „Chains“ kam denn beim Publikum auch wunderbar an (und insbesondere Sven sorgte bei einem Teil der weiblichen Fans für glänzende Augen 😉 ).

Um zehn vor zehn war denn der Moment gekommen, den viele Fans sehnsüchtig erwartet hatten:
als Highlight des Tages betraten Chris Pohl, Constance Rudert und Ulrike Goldengel aka Blutengel die Bühne, natürlich stilvollendet inmitten wallender Nebelschwaden, mit angemessen langsamen Bewegungen sowie weißen Masken vor den Gesichtern. Auch die Bühne selber war im Vornherein mit viel Pomp und gothischem Prunk wie Kerzenständern oder einem schwarzen, mit Totenköpfen besetzten Thron hergerichtet worden. Im Hintergrund gaben zwei Girls etwas zum Besten, was man wohlwollend als tänzerische Einlage hätte bezeichnen können. Passend zu den einzelnen Songs trugen diese mal schwarze Schmetterlinge als Masken vor dem Gesicht, mal schwenkten sie eine Fahne.

Den einschlägigen T-Shirts nach zu urteilen, befanden sich nicht gerade wenige Blutengel-Anhänger(innen) im Publikum, und denen schien die Show auch ausgesprochen gut zu gefallen. Meinereiner war unterdessen vom selbsternannten „Dieter Bohlen der schwarzen Szene“ und den Seinen nicht allzu begeistert, sodass ich einen gemütlichen Bummel über das Gelände vorzog und – passend zur Musik 😉 – unter anderem dem Merch-Stand von „Böser Wohnen“ einen Besuch abstattete.

So neigte sich der erste Tag des Blackfield-Festivals allmählich seinem Ende entgegen – wer wollte, konnte in der nahegelegenen Matrix in Bochum noch weiterfeiern oder der Aftershowparty auf dem Festivalgelände beiwohnen.
Samstag
Noch etwas verschlafen krabbelten wir am Samstagvormittag aus dem Auto und fanden uns in der Gesellschaft diverser nicht weniger müder schwarzgekleideter Gestalten wieder. Ausschlafen stellte jedoch kein Problem dar, öffneten sich die Pforten des Festivalgeländes doch ohnehin erst um 11 Uhr, während der erste Act nochmals eine Stunde später beginnen würde.
Der angebotene Service, mittels Shuttlebussen zum Schwimmbad und seinen Duschmöglichkeiten gebracht zu werden, wurde dankbar in Anspruch genommen.
Pünktlich um 12 Uhr eröffneten die beiden Herren der schwedischen Formation Colony 5 den Tag.
Obwohl die zwei sich wirklich ins Zeug legten und dem Publikum mit ihrem Future Pop einzuheizen versuchten, blieb selbiges leider eher ruhig und reserviert – was vermutlich an der Tatsache gelegen haben mag, dass es noch verhältnismäßig früh war und der erste Act es per se schwerer hat, das Publikum in die Gänge zu bringen.
Als nächstes standen mit Iris zwei Amerikaner auf der Bühne, die eine schwer zu beschreibende Mischung aus Rock, Glitch und Retrosynth spielten – oder dies zumindest vorhatten.
„Electronic is cool, but sometimes tricky“, kommentierte man den Ausfall der Elektronik denn auch mit einem mehrfachen „Sorry!“. Als das Ganze auch nach einigen Minuten noch nicht funktionieren wollte, machte Sänger Reagan Jones aus der Not eine Tugend und gab zwei Songs als Solo zum Besten.
Schlussendlich war es denn aber doch vollbracht, und als die Technik endlich so lief, wie sie sollte, legte man eine gelungene Show hin.
Beim darauffolgenden Act stand jemand auf der Bühne, den man bereits am Vortrag mit seinem anderen Projekt Dreadful Shadows hatte erleben dürfen: Sven Friedrich, hier nun mit seinem dritten Projekt Solar Fake. Zusammen mit einem Keyboarder, der ihn bei Live-Auftritten unterstützt, tobt er sich mit diesem Soloprojekt auf dem elektronischen Sektor aus.
Nebst eigenen Kompositionen brachte man auch ein Cover des Radiohead-Hits „Creep“, das mich – anbetrachts des fulminanten Originals – leider so gar nicht überzeugen konnte.
Nach einer kurzen Pause ging es mit einem weiteren Top-Act weiter: Diorama.
Die Formation um den charismatischen Frontmann Thorben Wendt brachte die Stimmung zum Kochen. Sowohl auf der Bühne selber, als auch davor ging man zu Stücken wie dem Clubhit „Synthesize Me“ oder „Kein Mord“.
Die 40 Minuten des Auftritts waren eindeutig zu kurz, wie die Reaktion der Fans zeigte.




Die Norweger von Northern Lite hatten wir bereits vor einigen Wochen in Köln erleben dürfen und waren daher schon sehr gespannt auf die jetzige Show. Und obwohl es, wie Sänger Andreas Kubat anmerkte und die Sonnenbrille zurechtrückte, ungewohnt war, bei strahlendem Tageslicht aufzutreten, hatten die Fans eindeutig Spaß. Hits wie „Girls with a Gun“ oder „Reach the Sun“ kamen definitiv gut an, wenngleich der Auftritt auf dem Blackfield-Festival meiner Meinung nach dem Clubauftritt in Köln nicht das Wasser reichen konnte, bei dem die Band doch um Einiges mehr abging.
„Wie lange gibt es uns schon? – Zwanzig Jahre?! – Ach du Scheiße!“, so stellte Eric Burton sich und die Seinen von Catastrophe Ballet vor. Dabei dürfen die vier Herren in ihrer Bandgeschichte auf ein wahres Sammelsurium der verschiedensten Stilrichtungen zurückblicken, mit denen sie im Laufe der Jahre schon herumexperimentiert haben, um sie schließlich in ihren unverwechselbaren Stil miteinfließen zu lassen.
Elegant in dunkelrote Hemden zu schwarzen Hosen gekleidet, beschallte man das Publikum so mit teils eher rockigen, teils eher elektronischen Klängen.
Das S.P.O.C.K.-Cover von „Space Monkey“, das man mit Elementen des Beethoven’schen „Freude, schöner Götterfunken“ mischte, zählte ebenso wie der Gastauftritt von Oswald Henke (Goethes Erben) zu den Höhepunkten des Auftritts.
Die nun folgenden Umbauten, im Zuge derer eine große, sperrige Box auf der Bühne platziert wurde, machten auch ohne die entsprechende Ankündigung im Programmheft klar, wer als nächstes auftreten würde: Ronan Harris mit seinem Soloprojekt Modcom.
Ganz im Stil der 70er werden die Sounds und Sequenzen hierbei vom Master hisself live generiert, modifiziert, manipuliert und gemischt – und die Begeisterung und Spielfreude stand Ron dabei deutlich ins Gesicht geschrieben.
Auf den Auftritt Alex Kaschtes hatten viele Fans den ganzen Tag lang gewartet und ungeachtet der Hitze auf dem ergatterten Platz in der ersten Reihe ausgeharrt, um während der Show von Samsas Traum vorne dabei zu sein.
Als der polarisierende Sänger und Mastermind schließlich die Bühne betrat und zusammen mit den Seinen einen wahren Black Metal-Sturm auf das Publikum losließ, war dies für zahlreiche Fans denn auch der Anlass, ausgiebig die Köpfe zu schütteln.
Gespielt wurden ausschließlich Stücke des aktuellen Albums „Heiliges Herz – Das Schwert Deiner Sonne“, nichts jedoch vom zeitgleich erschienen Akustikalbum „Wenn schwarzer Regen“ oder von älteren Stücken, was viele im Publikum (wie auch ich!) bedauert haben dürften.
Leider ließ auch die Tontechnik in Sachen Abmischen Einiges zu wünschen übrig.

Mittlerweile war es etwa halb neun, und eine wohltuende Kühle löste die Hitze des Tages allmählich ab.
Wie bereits Andreas von Northern Lite vor ihm, ließ sich auch der Subway To Sally’sche Eric Fish eine Bemerkung bezüglich des Tageslichts nicht nehmen und lud die dicht gedrängt vor der Bühne stehenden Fans dazu ein, die Sonne schon durch die Musik wegzuspielen: mit „Eisblumen“, das durchaus das Potential zu einer Hymne der schwarzen Szene hat, eröffnete man die Show:
„wir sind wie Eisblumen / wir blühen in der Nacht / …“
Kaum dass die Sallys mit einem Song fertig waren und kurz Luft holten für den nächsten, wurden im Publikum die für einen Auftritt dieser Band schon traditionell zu nennenden „Blut, Blut, Räuber saufen Blut…“-Chöre laut. Bis dass dieses ultimative Stück denn auch seitens der Musiker angestimmt wurde, sollte es noch ein Weilchen dauern. Unterdessen jagte ein Kracher den nächsten: Kleid aus Rosen, Falscher Heiland, Ohne Liebe, Henkersbraut, (wenn ich tanzte), …
Besonderen Jubel ernteten Herr Fish und eine Dame aus dem Publikum, als er ebendiese während „Kleid aus Rosen“ auf die Bühne bat und zu einem Tanz aufforderte.
Auch „Auf Kiel“, mit dem die Formation kürzlich den ersten Platz des Bundesvision Song Contest absahnte, durfte natürlich nicht in der Setlist fehlen und wurde, wie alle Stücke, durchgehend von den Fans mitgesungen.
Viele Pyroeffekte untermalten die Show auf eindrucksvolle Art und Weise (und ließen sie für die vorderen Reihen zu einem wirklich heißen Erlebnis werden 😉 ).


Zum Ende des Auftritts hin erkundigte sich Herr Fish denn beim Publikum, ob es denn zählen könne. Eins, zwei, drei, … sieben Leute standen auf der Bühne, und so spielte man „7“ – um im Anschluss daran den immer wieder einsetzenden „Blut, Blut…“-Chören endlich Tribut zu zollen und sich nach einer wilden „Julia und die Räuber“-Einlage zu verabschieden.

Danach fing es leider an zu regnen, was die Nitzer Ebb-Fans jedoch nicht weiter störte, zumal das Sonnensegel über der Bühne und deren Vorplatz auch einen gewissen Schutz vor dem Nass bot. Zumeist in bläuliches Scheinwerferlicht getaucht, verwandelte sich dieser Platz in eine Tanzfläche par excellence. Kein Wunder bei Hits wie „Let Your Body Learn“, „Hit You Back“ oder „Join in the Chant“.
Sonntag
Der letzte Tag des Festivals präsentierte sich zunächst mit einem Wetter wie aus dem Bilderbuch: Sonnenschein, tiefblauer Himmel und Schäfchenwolken. Im Laufe des Nachmittags bedeckte sich der Himmel jedoch zusehends, es wurde windig und somit relativ frisch.
Den Anfang machten pünktlich um 12 Uhr die drei Herren von Solitary Experiments, die die Anwesenden – derer es heue mehr waren als gestern um diese Zeit – mit ihrem harten EBM wachwerden ließen.
Während ihres halbstündigen Auftrittes heizten Solitary Experiments ihren Fans mit „No Surrender“, „Delight“, „Road To Horizon“, „Rise And Fall“, „Pale Candle Light“ und schließlich „Seele bricht“ ein.
Anschließend war es Zeit für einen relativ krassen Stilwechsel – von Synthesizern zu Dudelsäcken: die Mittelaltercombo Schelmish bediente diejenigen Besucher, die es eher traditionell mochten und historische Instrumente dem Elektro vorzogen.
Schelmish sind für ihre derbe, freche Art bekannt, und so sorgen Dextro und die Seinen auch hier für Begeisterung und Lachen während der Ansage: großes Gelächter brach aus, als Dextro zeigte, was ein zünftiger Mittelaltermusiker unterm Rock trägt: einen knallroten Tanga mit einer grinsenden Teufelsfratze aus Plüsch vorne dran.
Mit den darauffolgenden Jungs von Reaper ging es wieder zurück in den elektronischen Bereich. Den langhaarigen Mastermind Vasi Vallis kannte man bereits von Frozen Plasma und NamNamNulu, ehe er vor drei Jahren beschloss, ein weiteres Projekt auf die Beine zu stellen.
„Wer von euch ist über 30?“, erkundigte sich Vasi denn – etliche Arme gingen in die Höhe – „… und wer ist so ehrlich und über 35?“ – und immernoch stand Herr Vallis nicht alleine da. 😉
Seiner Energie tun diese ganzen Projekte und das hohe Alter 😉 jedoch nicht den geringsten Abbruch, sodass man einen Auftritt voller tanzbarer Power bestritt.
Zwanzig Minuten Zeit, vom Tanzen Luft zu holen und an einem der diversen Stände etwas zu trinken zu organisieren, ehe es abermals hieß, eine kleine Zeitreise zu unternehmen: Heimataerde bedienen sich der Thematik der Tempelritter und des Vampirismus, kleiden sich dementsprechend in Kettenhemden und weiße Gewänder mit rotem Tatzenkreuz – und setzen ihre Stücke dann überraschenderweise elektronisch und eindeutig clubtauglich um: also quasi Party während der Inquisition. Wohltuend aus dem Rahmen fallend!
So verwundert es nicht, dass die Show mitsamt passender Bühnendekoration beim Publikum wunderbar ankam.


Assemblage 23, das Soloprojekt von Tom Shear, ist dem geneigten Elektrojünger mit Sicherheit ein Begriff. Dementsprechend fieberten viele der Festivalbesucher diesem Auftritt entgegen, der die einzige Open Air-Show dieses Jahres in Deutschland darstellte.
Zusammen mit zwei weiteren Musikern, die Assemblage 23 beim Live-Auftritt unterstützten, präsentierte Herr Shear seinen Fans Hits wie „Sorry“ oder „Naked“.
Am späteren Nachmittag sollten die Anhänger des harten EBM einmal mehr voll und ganz auf ihre Kosten kommen: mit Spetsnaz betrat eine der energiegeladensten und aggressivsten Formationen dieses Genres die Bühne, die die Härte mit sicherem Gespür mit melodischen Elementen zu einer durchschlagenden Mischung zu verbinden weiß.
Der Platz vor der Bühne war dicht bevölkert von tanzenden und feiernden Fans, viele von ihnen mit Deadpan-Shirt bekleidet, dem Titel der zuletzt erschienen Scheibe.
Ein Heimspiel stellte ihr Auftritt für die Jungs von [:SITD:] dar, die schließlich aus dem Ruhrgebiet stammen und von dort aus die Tanzflächen der Clubs in Deutschland und der ganzen Welt (!) erobert haben.
Anbetrachts des sommerlichen Wetters lag Sänger Carsten mit seiner Wollmütze genau richtig, aber da kann man schließlich nichts machen – Markenkennzeichen sind eben temperaturunabhängig. 😉
Erwartungsgemäß schlug der Act stimmungsmäßig wie eine Bombe ein, und bei Songs wie dem großartigen „Snuff Machinery“ oder „Richtfest“ befand sich nicht nur auf dem Platz vor der Bühne alles in Bewegung. Auch auf den gut gefüllten Treppen des Amphitheaters saß kaum jemand still – kein Wunder!
Nach 50 Minuten Party pur fand man sich schweißgebadet, mit dem ein oder anderen Ohrwurm und vollends glücklich wieder.
Dass die Show von den aus Florida stammenden Crüxshadows eines der Highlights des Blackfield-Festivals werden würde, war eigentlich von vornherein absehbar. Seit Beginn der 90er-Jahre spielt die Formation um Rogue eingängigen Elektrowave, bei dem sich ein Erfolgshit an den nächsten reiht.
Los ging es auf der Bühne zunächst, wie bei den Crüxshadows üblich, ohne den Sänger – Rogue tauchte erst während des Intros mitten aus dem Publikum aus. Dessen Nähe suchte er auch im Verlauf der Show immer wieder, balancierte am vorderen Bühnenrand, sprang in den Fotograben und drehte schließlich händeschüttelnderweise eine Runde quer durch die dicht gedrängt stehenden Fans.
Das großartige „Winterborn“ oder „Deception“ durften in der Setlist ebensowenig fehlen wie „Fovereverlast“, „Sophia“ oder der Klassiker „Marilyn My Bitterness“. Zu erwähnen wäre noch die neue Tänzerin Sarah, die Jessica zum Verwechseln ähnlich sieht und mit ihr zusammen eine sexy Show darbot.


Mit den Jungs und Mädels von Schandmaul ging es wieder zurück zu den deutschsprachigen Musikern und weg vom Elektro, der ja doch den Tag dominiert hatte. Wer oder was Schandmaul sind, muss man wohl anbetrachts der langen Bandgeschichte (zehn Jahre!) und der großen Beliebtheit, derer sie sich hierzulande erfreuen, nicht erklären. 😉
Mit enorm viel Power rissen die „Herren der Winde“ denn das begeisterte Publikum mit sich und spielten sich quer durch ihr Repertoire: „Leb!“, „Dein Anblick“, „Die letzte Tröte“, „Walpurgisnacht“, … so abwechslungsreich gestaltete sich das Programm.
Übrigens konnte Sänger Thomas es sich anbetrachts der vorherigen Bands nicht nehmen, auf das Schlagzeug zu weisen und zu erklären: „Das ist übrigens ein Schlagzeug. Ein Schlagzeug ist keine kleine Kiste mit einem Monitor, nur falls ihr das nach dem heutigen Nachmittag vergessen haben solltet…“ 😉
Den krönenden Abschluss des Tages sowie des ganzen Festivals bildete der Auftritt von Lacrimosa. Gefühlvoll verabschiedete sich das Blackfield so von seinen Gästen.
Anne Nurmi und Tilo Wolff hatten sich Unterstützung von vier Live-Musikern besorgt und reihten ein emotionsgeladenes Stück an das nächste. Auf die Eröffnung durch „Ich bin der brennende Komet“ folgte zunächst „Schakal“, anschließend das hervorragende „Allein zu zweit, der „Kelch der Liebe“, desweiteren unter anderem „Not every pain hurts“, „Alles Lüge“ oder „Lichtgestalt“.
Was für ein Wochenende!



