Der Oelchenshammer

Hammerschmiede Oelchenshammer

Seit längerem folgt hier jetzt endlich mal wieder ein Ausflugsbericht. 🙂 Am Pfingstsonntag waren wir am Oelchenshammer bei Engelskirchen, einem der letzten wasserbetriebenen Schmiedehämmer im Rheinland.

Das kleine Flüsschen Leppe wurde hier zu einem Teich aufgestaut, von wo aus das Wasser eine Wassermühle antreibt und diese wiederum den mächtigen Schmiedehammer.

Oelchenshammer

Wie funktioniert so ein wasserbetriebener Schmiedehammer?

Du kennst bestimmt Wassermühlen, mit deren Hilfe Getreide gemahlen wurde. Ein Schmiedehammer nutzt das gleiche Prinzip, wobei hier aber ein großer Hammer angetrieben wird.

Das Wasser eines Flusses wird zunächst in einem Teich oder durch ein Wehr gestaut, um einen kontinuierlichen Wasserdruck zu gewährleisten.

Teich der Hammerschmiede Oelchenshammer

Die sogenannten „Schützjungen“ können mit Holzstangen das Wehr öffnen oder schließen und so den Wasserfluss regulieren. Das gestaute Wasser fließt dann über ein großes Wasserrad, das sich durch die Wasserkraft dreht – je nach Bauart ist das ein oberschlächtiges Rad, bei dem das Wasser von oben fließt, oder ein unterschlächtiges Rad mit Wasserzufluss von unten.

Hammerschmiede Oelchenshammer

Die Drehbewegung des Wasserrads wird über eine Hauptwelle ins Gebäude übertragen, an der sogenannte „Nocken“ oder „Daumen“ befestigt sind – das sind vorstehende Erhebungen, die wie Zähne an einem großen Zahnrad wirken. Diese Nocken heben bei jeder Umdrehung den schweren Hammerkopf an, der an einem langen Hebel, dem sogenannten „Schwanzhammer“, befestigt ist. Sobald der Nocken über den Hebel hinwegrutscht, fällt der Hammer durch sein eigenes Gewicht mit großer Wucht nach unten. Je nach Anzahl der Nocken an der Welle schlägt der Hammer mehrmals pro Umdrehung zu und erzeugt so einen gleichmäßigen Rhythmus.

Hammerschmiede Oelchenshammer

Die Schmiede halten mit langen Zangen das glühende Eisen unter den Hammer und formen es durch die wiederholten, kraftvollen Schläge. Durch das Öffnen oder Schließen des Wehrs lässt sich die Geschwindigkeit des Wasserrads und damit die Schlagfrequenz des Hammers regulieren. Dieses System ist wesentlich kraftvoller als jeder von Hand geführte Hammer und ermöglicht es, auch große und schwere Metallstücke effizient zu bearbeiten.

Hammerschmiede Oelchenshammer

Die Geschichte des Oelchenshammers

Der Oelchenshammer wurde 1787 gegründet. Ursprünglich produzierte man dort vor allem Bänder für Fässer sowie Halbzeug für die Werkzeugindustrie. Halbzeug bezeichnet dabei teilweise verarbeitete Metallprodukte wie Stangen, Bleche oder Profile, die als Ausgangsmaterial für die weitere Bearbeitung in anderen Betrieben dienten.

Hammerschmiede Oelchenshammer

1860 übernahm die Firma Eduard Dörrenberg Söhne den Betrieb und führte das sogenannte „Puddelverfahren“ ein – eine 1784 erfundene Methode, bei der Roheisen in speziellen Öfen (Puddelöfen) unter ständigem Rühren („puddeln“) von Verunreinigungen befreit und zu schmiedbarem Eisen veredelt wurde. Durch bis zu vierfaches Raffinieren dieses Puddelstahls entwickelte Dörrenberg den besonders hochwertigen „Janus-Stahl“, aus dem langlebige Werkzeuge wie Beile, Äxte und Messer hergestellt wurden.

Oelchenshammer

Das Puddelwerk wurde 1940 eingestellt, womit auch das Ende des Oelchenshammers kam – bis 1947 wurden nur noch vorhandene Rohstoffe aufgearbeitet. In den 1960er Jahren beschlossen die Firma Dörrenberg und der Landeskonservator gemeinsam, die Hammerschmiede zu restaurieren.

Hammerschmiede Oelchenshammer

Früher arbeiteten sechs Schmiede und zwei „Schützjungen“ an vier Hämmern – die Schützjungen öffneten mit Holzstangen das Wehr, damit das Wasser über die Wasserräder schoss und die Hämmer antrieb.

Hammerschmiede Oelchenshammer

Seit 1993 betreibt das LVR-Industriemuseum die Anlage als Industriedenkmal.

Die Schmiedehämmer sind leider nicht in Betrieb, weil die Hauptwelle restauriert werden müsste. Das ist ein mehrere Meter langer, dicker Eichenstamm – aber anscheinend sind solche Stämme deutschlandweit nicht mehr aufzutreiben, weil sie alle für den Wiederaufbau des Dachstuhls von Notre-Dame verwendet wurden.

Hammerschmiede Oelchenshammer

Heute finden an Sonntagen von April bis Oktober regelmäßig Schmiedevorführungen statt, bei denen Besucher die jahrhundertealte Handwerkskunst erleben oder in Workshops sogar selber lernen können. Wir hatten das Glück, einem Schmied zuschauen zu können, wie er mit Hammer und Amboss arbeitete. Grundsätzlich sind wir ja oft mit dabei, wenn der Hufschmied die Eisen für unsere Pferde anpasst. Es ist aber nochmal etwas ganz anderes, die einzelnen Arbeitsschritte von einem schnöden Stück Stahl bis hin zu einem Herz zu beobachten.

Ist der Oelchenshammer barrierefrei?

Der LVR bemüht sich, den Oelchenshammer auch für Menschen mit verschiedensten Beeinträchtigungen möglichst zugänglich zu machen. Mit dem Rolli oder Rollator ist es schwierig, da es sich um ein kleines historisches Gebäude handelt. Es geht ein paar Stufen in die Schmiede hinunter, der Lehmboden dort ist recht uneben. Allerdings sind die Wege innerhalb der verschiedenen Gebäudebereiche nicht weit und es gibt Klappstühle, falls du nicht gut stehen kannst und dem Schmied länger zusehen möchtest. 🙂

Mehr Informationen zur Barrierefreiheit im Oelchenshammer findest du hier.

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