Eine Radtour rund um den Tagebau Garzweiler

So ein Braunkohletagebau ist schon verdammt imposant. Das ist uns gestern nochmal klargeworden, als der Beste und ich eine Radtour rund um den Tagebau Garzweiler bei Jüchen unternommen haben. Im Internet hatten wir uns vorher unseren Startpunkt herausgesucht und für unterwegs das Garmin-Navi auf den Lenker geschnallt. Das kann praktischerweise jeweils Routen für Autos, Motorräder, Fahrräder und so weiter heraussuchen.

Los ging es am Aussichtspunkt Jüchen (für dein Navi oder Google Maps: Koordinaten E 6.497770° N 51.095068°), am nördlichen Rand des Tagebaus. Auf dem kleinen Parkplatz kann man das Auto kostenlos abstellen und genießt so ein richtiges Klischee-Tagebaupanorama. 😉

Braunkohle-Tagebau Garzweiler
Braunkohle-Tagebau Garzweiler

Der kleine gelbe Fleck vorne rechts vor dem Braunkohlebagger ist übrigens ein normalsterblicher Bagger… soviel zum Größenverhältnis. 😉

Ein ziemlich eisiger Wind pfiff dort oben und ich war froh, dass ich über mein langärmliges und leicht angerautes Trikot noch eine Winterjacke sowie eine Windjacke ziehen konnte. Dazu ein Buff bis über die Ohren, Neopren-Überschuhe und die Winterhandschuhe – perfekt. Geschwitzt habe ich in den ganzen Lagen übrigens keine Sekunde lang. Ich frage mich, was zur Hölle ich bloß mache, wenn es denn nochmal fünfzehn Grad kälter sein wird. 😀

Der Beste hat mich fotografiert:

Radtour rund um den Braunkohle-Tagebau Garzweiler

Orange getönte Brillengläser kann ich übrigens nur empfehlen. Die Welt wirkt gleich so viel freundlicher… 😀

So ein Tagebau frisst ziemlich rasant Land, und gleich am Anfang entpuppte sich die vorgeschlagene Route des Navis als veraltet: die Straße gab es schon gar nicht mehr. Ergo fuhren wir mehr oder weniger auf gut Glück in die angepeilte Richtung. In letzter Minute wurden wir dabei noch von einem Bauarbeiter durch eine Baustelle gewinkt, ehe er die Straßensperre errichtete. Alsbald fanden wir uns auf einem schlammigen Weg wieder. Links und rechts öde Weite, über uns ein grauer Himmel. Was für eine trostlose Gegend.

Lost Places: verlassene Dörfer

Relativ bald führte uns die Straße durch eine Ortschaft, die merkwürdig still war. Keine Leute auf der Straße. Keine Autos. Die Rolläden überall heruntergelassen, hier eine zersplitterte Glastür, da ein mit Brettern vernageltes Fenster. Borschemich.
Ein Dorf, das umgesiedelt wurde – weil der Tagebau immer näher rückt. Neben Borschemich trifft dieses Schicksal auch das nahegelegene Immerath. Neulich hatte ich auf Spiegel Online noch einen Artikel über den Abschied vom Immerather Dom gelesen und jetzt standen wir unvermittelt davor. Eine gespenstische Atmosphäre… leider hatten wir nicht viel Zeit, weswegen ich überhaupt unterwegs so gut wie keine Fotos gemacht habe. Ich habe mir aber vorgenommen, hier alsbald nochmal mit der Spiegelreflex herzukommen.

Update: da ist der Beitrag:

Immerath - Lost Places

Von Borschemich aus landeten wir denn auch prompt in Immerath… das gleiche Bild: überall heruntergelassene Rollläden. Schwarze Höhlen, wo eigentlich mal Schaufenster waren. Ein verlassenes Krankenhaus.

Weiter ging es nach Jackerath und von da aus nach Kirchherten. An einer Straße mit dem schönen Namen Gottesacker machten wir Halt und orientierten uns. Mittlerweile hatten wir etwa 18km abgespult und den südlichen Rand des Tagebaus erreicht, auch wenn wir davon leider nichts mehr sahen. Immerhin ließ uns das GPS-Signal trotz einiger Aussetzer nicht im Stich. So fuhren wir im zunehmend stärker werdenden Nieselregen weiter in Richtung Bedburg.

Tja… ab da war die Strecke wirklich nicht mehr schön. Es ging entlang vielbefahrener Straßen. Nach dem ein oder anderen Kreisverkehr wollte uns das Navi öfters in Straßen abbiegen lassen, an denen ein großes, rot-weißes Fahrradverbotsschild prangte. *gnah* Schließlich hatten wir es dann auf kleinere Landstraßen geschafft, aber entspannter wurde das Rollen dadurch nicht gerade. Um so einen Tagebau herum verkehren nämlich verdammt viele Kipplader und sonstige LKW, die auf den engen, kurvigen Straßen teilweise mit nur einer Handbreit Abstand an uns vorbeidonnerten. Uargh.

Mittlerweile war der Regen stärker geworden und als wir die Landstraße verließen, fanden wir uns – surprise, surprise – mal wieder mitten in einem matschigen Pfützenslalom wieder. Egal, lieber schlammig als plattgefahren. *ahem*

Nach 45km waren wir dann einmal rum und wieder am Auto angelangt.
Alles in allem fand ich die Route jetzt nicht so prickelnd. In meiner kindlichen Unschuld hatte ich ja erwartet, dass wir quasi direkt am Grubenrand außenherum fahren würden und so viel öfter etwas vom Tagebau zu sehen bekämen als nur an diesem einen Aussichtspunkt. Mit Ausnahme der beiden verlassenen Dörfer hat mich die Gegend nicht gerade vom Hocker gehauen, und auf den Nervenkitzel durch die ganzen Kilometer entlang der Straßen hätte ich auch ganz gut verzichten können. Anyway. 😉

Warst du schon einmal am Tagebau in Garzweiler?

7 Kommentare zu „Eine Radtour rund um den Tagebau Garzweiler“

  1. Sehr imposante Fotos; besonders das 3. hats mir angetan. 🙂 Regen, Schlamm und vrlassene Dörfer klingt zwar eher nach Horrorfilm, aber reizen würde mich so eine Fahrt rund um so einen Tagebau auch mal. Vielleicht dann aber wirklich dort, wo man auch ein bisschen mehr sieht 😉

  2. Schöner Post! Ein Ortsteil meiner Heimatstadt Großräschen war damals auch von einer Umsiedlung betroffen. Davon habe ich nichts direkt mitbekommen, aber die Erzählungen von meinen Eltern und Großeltern: „Da wo jetzt das Loch ist, standen mal Häuser“ fand ich schon beeindruckend. Jetzt entsteht dort ein großer See. Schon sehr interessant mitzuerleben, wie sich so eine Tagebaulandschaft verändert…
    Lieben Gruß

    1. Der Beste war da heute nochmal unterwegs und hat wohl eine bessere Strecke aufgetan – ohne gesperrte Straßen und mit fast ausschließlich Radwegen. Ich bin gespannt, die werden wir sicherlich bald mal zusammen unter die Räder nehmen. 🙂

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