Ich habe lange überlegt, ob ich es im Blog anspreche. Es ist ein sehr persönliches Thema, was aber letztlich so viele Auswirkungen auf das hat, was und wie ich hier oder drüben in meinem anderen Blog vom Landleben berichte, dass ich ihm nun doch einen Artikel widme-
Mein Mann und ich haben uns getrennt.
Wir waren lange zusammen. 15 Jahre. Haben erst in seiner damaligen kleinen Wohnung zusammengelebt, dann gemeinsam eine größere Wohnung gemietet, haben vor acht Jahren schließlich geheiratet und ein Haus gebaut. Ich habe fast mein halbes Leben mit ihm verbracht.
Er kennt noch meinen verstorbenen Papa, meine verstorbene Oma, meinen verstorbenen ersten Hund, mein mittlerweile verkauftes Elternhaus und sogar die ehemalige Wohnung meiner Oma in der Pfalz. Menschen und Orte, die mir wichtig sind und mich geprägt haben und die heute nicht mehr da sind.
Nachdem bei mir die Multiple Sklerose diagnostiziert wurde, hat er sich ein Tattoo mit meinem Namen stechen lassen.
Klar haben wir uns immer mal wieder gestritten. Über die Marotten und Spleens des anderen die Augen verdreht. Aber das gehört einfach dazu und bleibt wahrscheinlich in keiner längeren Beziehung aus.
Wir wissen, wie wir einander frotzeln und auf die Palme bringen können, aber auch, was der andere braucht und wie wir uns gegenseitig unterstützen. Wenn es gut läuft, sind wir ein eingespieltes Team.
Aber in bestimmten Punkten lief es nicht gut, eigentlich von Anfang an nicht. Sind wir so unterschiedlich gestrickt, nicht kompatibel miteinander und geprägt von den Erfahrungen unserer Vergangenheit. Das, was der eine braucht, ging zu Lasten des anderen. Ich möchte die Details an dieser Stelle nicht näher ausführen, aber es hat uns beide unheimlich belastet.
Irgendwann war der Punkt gekommen, an dem uns beiden klar wurde: wir können uns jetzt einmal mehr schwören, noch mehr an uns zu arbeiten, jeder an seinen Baustellen, und „es nochmal miteinander zu versuchen“. So, wie wir es schon etliche Male getan haben. Aber dann würden wir in drei oder vier oder fünf Jahren wieder an dem gleichen Punkt stehen. Und wir zahlen beide emotional einen hohen Preis dafür, gehen kaputt daran.
So hart es ist, letztlich haben wir uns vor einiger Zeit dann einvernehmlich und in Freundschaft getrennt.
In jüngeren Jahren war das Ende einer Beziehung emotional zwar nicht weniger heftig, aber zumindest organisatorisch und logistisch deutlich simpler. Man hat sich einfach nicht mehr gesehen, jeder wohnte weiterhin in seinen eigenen vier Wänden, fertig.
Ist man verheiratet und hat ein gemeinsames Haus, ist das deutlich aufwändiger.
Auch nach der Trennung haben wir erstmal weiter zusammengewohnt und tun das aktuell noch, da ja erstmal alles auch finanziell geregelt werden muss. Ich werde das Haus behalten und hier wohnen bleiben. Er wird in einigen Wochen ausziehen. Seine neue Wohnung haben wir uns gemeinsam angeschaut, rund 50km weit entfernt, nah bei seiner Arbeit.
Wir bleiben aus diversen Gründen weiterhin verheiratet, sind aber offiziell getrennt. Inklusive notariell beglaubigter Trennungsvereinbarung; nach viel Hin und Her mit der Anwältin fand schließlich auch der abschließende Termin beim Notar statt.
Es fühlt sich komisch an.
Ich kann es mir noch gar nicht richtig vorstellen, wie es ist, uns nicht mehr jeden Tag zu sehen.
Was so lange normal und alltäglich war, wird allmählich zu letzten Malen. Gehen wir nochmal da und da essen? Schaffen wir es noch, die Serie zusammen zu Ende zu gucken? Wie viele Abende sitzen wir noch zusammen auf dem Sofa? Und so weiter…
Die Hauskredite werde ich künftig alleine stemmen. Es wird gehen, ich habe es x-mal durchgerechnet, zum Glück mag ich Zahlen und Excel und war hier eh schon immer für die Finanzen zuständig. Aber große Sprünge werden nicht drin sein und ja, wenn ich zu lange darüber nachdenke, was alles schief gehen könnte, bekomme ich Magenschmerzen.
Also übe ich mich in etwas mehr Optimismus und bin einfach unheimlich dankbar dafür, dass ich mein Zuhause nicht verliere.
Weil es Verschwendung wäre, ein so großes Haus alleine zu bewohnen, und weil mir allein eh schnell die Decke auf den Kopf fällt, wird meine beste Freundin mitsamt ihrer Familie hier mit einziehen. Also sie, ihr Lebensgefährte, ihre 19 Jahre alte Tochter und sein Sohn im Teenageralter, der allerdings unter der Woche bei seiner Mutter wohnt.
Mit offiziellem Mietvertrag und allem drum und dran, aber de facto sind das hier ja keine abgeschlossenen Wohneinheiten, sondern es wird eine große WG mit gemeinsamer Küche, gemeinsamem Wohnzimmer und so weiter.
Ich hatte Tränen in den Augen, als meine Freundin nach der Trennung meinte… hey… wir lassen dich nicht alleine. Und sind auch für dich da, wenn die MS vielleicht mal blöder wird und du mehr Unterstützung im Alltag brauchen solltest.
Es wird eine riesige Veränderung.
Ich werde meinen Mann wahnsinnig vermissen. Auch wenn wir uns weiterhin immer mal wieder sehen werden, wird es doch anders sein. Gleichzeitig freue ich mich total auf die WG und unsere etwas verrückte Patchworkfamilie. Und ich habe doch auch Respekt davor. Zu Studienzeiten habe ich mal ein Jahr lang in einer WG gewohnt und mir danach geschworen, das nie wieder zu tun. Aber das hier wird jetzt dann doch anders, wir verbringen eh schon wirklich viel Zeit miteinander und haben schon viel Alltag miteinander erprobt.
Wieder einmal kommt mir das Zitat in den Sinn, was hier schon beim Blognamen Pate stand…
Change is inevitable.
John Maxwell, US-amerikanischer Buchautor, Redner, Coach und Pastor
Growth is optional.
(Zu deutsch: Veränderung ist unvermeidlich. Wachstum ist optional.)
Tja – jetzt ist es also auch hier raus mit der Trennung. In unserem Bekanntenkreis wissen es mittlerweile auch alle, nachdem wir es lange erstmal für uns behalten hatten.
Die kommenden Wochen und Monate werden also noch turbulent…
Was für ein Schlag. 15 Jahre, ich kann mich noch an die Anfänge erinnern. Du hast aber eine so gute Lösung gefunden. Eine extreme Umstellung, aber ich bin mir sicher, ihr macht das!
Danke dir… und es freut mich übrigens total, von dir zu hören und dass du hier mitliest. <3
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