Auf der Rückfahrt vom Westwall nahmen wir nicht den direkten Weg. Stattdessen gurkten wir auf gut Glück noch ein bisschen durch die schöne Pfälzer Landschaft.
Bei Kapsweyer fiel mir eine Art Scheune auf, die viel höher war als sonst. Die Wände schienen aus Holzlamellen zu bestehen, was auch ungewöhnlich ist:
„Vermutlich ein alter Tabakschuppen„, meinte meine Mom.
Ach was, in Deutschland wurde mal Tabak angebaut?! Tatsächlich. Laut Wikipedia seit 1573, und sogar heute noch, wenngleich nur noch in kleinerem Umfang. Seit 2010 wird der Tabakanbau in Deutschland nicht mehr subventioniert, sodass es sich wohl nicht mehr lohnt.
Ich stieg aus und ging über das Feld näher, um mir den Schuppen aus der Nähe anzuschauen. Plötzlich wurden hinter mir Traktorengeräusche lauter. Halb befürchtete ich schon, dass ich jetzt mit einem übellaunigen Bauern Ärger bekommen würde, weil ich auf seinem Grund herumlaufe und seine Gebäude ausspioniere, aber im Gegenteil:
Der Herr erwies sich als sehr nett und nachdem ich die Preisfrage „Wisse Sie denn iwwerhaupt, wos des isch?“ richtig beantworten konnte, schloss er den Schuppen sogar auf und führte mich drinnen herum.
(Derweil meine arme, im Auto wartende Mom diverse Krisen bekam, als ich so einfach mit dem Bauern im Tabakschuppen verschwand. Sorry. 😀 )
Das Innere besteht aus Holzstreben auf insgesamt vier Etagen, auf denen man die Tabakblätter zum Trocknen ausbreitete. Über Winden konnten sie nach oben bezogen werden.
Direkt nach der Ernte enthalten Tabakblätter ungefähr 90% Wasser, was sich durch den Trocknungsprozess auf ungefähr 15% reduziert. Dabei verfärben sich die Blätter braun und die Blätter entwickeln dadurch wohl einen angenehmeren Geruch und Geschmack, als wenn man sie frisch rauchen würde.
Mittlerweile bewohnen dne Schuppen nur noch Eulen, die diesen Rückzugsort schätzen.
Schwindelfrei und vermutlich besser auch nicht allzu schwer sollte man allerdings sein, wenn man da herumklettert, denn das Holz ist stellenweise schon relativ morsch. Ich war auf jeden Fall froh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. 😉
Auf jeden Fall war das ein interessanter Abstecher, den man so nicht alle Tage erleben kann!
Nachmittags fand die Beisetzung meiner Oma statt und am nächsten Tag ging es nach etlichen Verwandtschaftsbesuchen wieder nach Hause.
Hach ja, die Pfalz ist schon verdammt schön… 🙂
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