Ich bin eine absolute Leseratte! Tatsächlich lese ich in den letzten Jahren sogar mehr Fachbücher als Romane (auch wenn Stephen King mein absoluter Lieblingsautor ist… ich besitze zwei lange Regalreihen voll mit seinen Büchern, und da fehlen sogar noch diverse Exemplare in meiner Sammlung 😀 ).
In dieser Rubrik möchte ich dir verschiedene Bücher zum Thema Multiple Sklerose, Umgang mit chronischen Erkrankungen, Persönlichkeitsentwicklung und und und vorstellen.
Los geht es mit einem Ratgeber, dessen Autor Chris Klein selber Multiple Sklerose hat. Seine Webseite findest du übrigens unter biohacking-chris.de.
Tatsächlich steht die MS in Vom chronisch Kranken zum Biohacker: wie die Multiple Sklerose mir mein Leben zurückgab* gar nicht wirklich im Mittelpunkt.
Grob zusammengefasst, präsentiert das Buch vielmehr eine bunte Palette an Tipps für ein gesünderes Leben. Das reicht von Ernährung und Nahrungsergänzungsmitteln über Yoga und Meditation bis hin zu Produktivitätstipps. Damit könnte es auch dann für dich interessant sein, wenn du keine Erkrankung hast.
Was ist Biohacking?
Die MS-Diagnose war für den Autor vor einigen Jahren der Auslöser, sich mit seiner Lebensweise auseinanderzusetzen und schließlich zum „Biohacker“ zu werden.
Der Begriff Biohacking sagte mir vorher nichts – falls es dir auch so geht: die Anhänger dieser Bewegung versuchen ihren Lebensstil so zu optimieren, dass sie körperlich und mental Bestleistungen erbringen können. Sprich, mehr Gesundheit, Zufriedenheit und Energie.
Mehr Energie?! Hey, hallo Fatigue! 😀
Tatsächlich war genau die auch der Grund, weswegen ich auf das Buch neugierig war.
Was erwartet dich im Buch?
Mit rund 500 Seiten hältst du ein umfangreiches Taschenbuch in Händen, das auf extrem viele Aspekte eingeht. Die etwa 50 Kapitel sind dabei jeweils relativ kurz gehalten und lesen sich gut runter, der Schreibstil kommt locker und flüssig daher.
Am Ende jedes Kapitels findet sich jeweils eine Zusammenfassung mit konkreten Tipps, was genau du tun kannst, um diesen oder jenen Aspekt zu verbessern. Dadurch kannst du diese Passagen auch später beim Durchblättern schnell nachschlagen.
Was mich beim Lesen leider extrem gestört hat: dass der Imperativ der Verben dabei fast immer grammatikalisch falsch ist. Es heißt nun mal nicht „nehme!“, es heißt „nimm!“. Und da jedes Kapitel mit einer ganzen Liste von Handlungsaufforderungen schließt, wiederholt sich das sehr oft.
Ich weiß, ich bin pingelig bei so etwas. 🫣 Da merkt man einfach die Vorzüge eines professionellen Lektorats. Das Buch ist nämlich über Amazon selbst veröffentlicht worden. Dafür sind der Satz und der sonstige Text tatsächlich ziemlich gut gelungen, nur die Seitenzahlen stimmen leider nicht mit dem Inhaltsverzeichnis überein.
Inhaltlich deckt das Buch, wie gesagt, eine wirklich große Bandbreite von Themenfeldern ab. Daher wird jeder Aspekt natürlich nur recht knapp umrissen, für einen Einstieg ins Thema reicht das aber völlig aus. Wenn dich dieses oder jenes anspricht und interessiert, solltest du aber auf jeden Fall auch noch andere Quellen zu Rate ziehen und dich näher damit beschäftigen.
Generell erfindet der Autor das Rad nicht neu, fasst die existierenden vielen Ansätze aber gut zusammen.
Die Sache mit der Überoptimierung
Viele Tipps sind durchaus vernünftig. Dass ausreichend Schlaf wichtig ist, dürfte nun keine neue Erkenntnis sein, aber so etwas wie konkrete Atemübungen zum Entspannen sind schon eine feine Sache, die sich supereinfach in den Alltag einbauen lassen.
Auch solche Strategien und Denkanstöße wie das berühmte Pareto-Prinzip (mit 20% deiner Zeit und Energie bekommst du 80% einer Aufgabe locker erledigt – die restlichen 20% würden wiederum 80% deiner Ressourcen auffressen, also adieu, lieber Perfektionismus) sind nicht verkehrt.
Alles in allem können diese ganzen Tipps aber letztlich auch zu einer Falle werden: Stichwort Überoptimierung.
Dann tust du dir selber nicht mehr etwas Gutes, sondern setzt dich durch den Anspruch, alls „richtig“ machen zu wollen, komplett unter Druck und erreichst damit letztlich das genaue Gegenteil dessen, worum es eigentlich mal ging.
Vor dieser Überoptimierung warnt der Autor auch selber zu Beginn des Buchs und betont: es ist vollkommen okay, auch mal fünfe gerade sein zu lassen. Am Ende geht es darum, dein Leben mit mehr Leichtigkeit und Zufriedenheit genießen zu können – und nicht um Perfektion.
Vorsicht vor Halbwissen und mangelnder Wissenschaftlichkeit
Einige der Tipps sind allerdings auch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.
Beispielsweise rät der Autor von der Verwendung von Sonnencreme ab, da sie die Bildung von Vitamin D verhindern würde. Das ist so einfach nicht richtig bzw. nur die halbe Wahrheit – unser Körper kann bereits nach wenigen ungeschützten Minuten in der Sonne genügend Vitamin D produzieren:
Es reicht, Gesicht, Hände und Arme zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche der Sonne auszusetzen. Und zwar nur die Hälfte der Zeit, in der ein Sonnenbrand entstehen würde, so die Empfehlung des Bundesamts für Strahlenschutz. Bei blonden, blauäugigen Menschen zum Beispiel sind dies etwa zwölf Minuten.
Quelle: Apotheken-Umschau, Leserfrage: Verhindert Sonnenschutz die Vitamin-D-Produktion?
Gar keine Sonnencreme zu verwenden und damit das Hautkrebsrisiko erheblich zu steigern, ist unverhältnismäßig und gefährlich.
Auch das Kapitel über Nahrungsergänzungsmittel habe ich mit einer hochgezogenen Augenbraue gelesen. Das kam in meinen Augen daher wie eine laaaaange Werbebroschüre für extrem viele Mittelchen… und nicht alle davon haben einen wissenschaftlich belegten Nutzen. Das ist halt einfach ein Bereich, in dem viel Schindluder getrieben wird, da sich da verdammt viel Geld verdienen lässt. Also Obacht.
Auch wenn sich auf den Japaner Masaru Emoto und dessen fragwürdige Experimente berufen wird, laut denen Wasser angeblich Gefühle speichern kann (was wissenschaftlich nie belegt werden konnte), lässt das hie und da Zweifel an der Seriosität aufkommen. Also: Hirn nicht ausschalten und die verschwurbelten Abschnitte gern mal kritisch hinterfragen. 😉
Mein Fazit
Ich finde das Buch prima geeignet für einen Überblick und Inspiration, an was für Stellschräubchen im Leben man da so alles herumjustieren kann. Dabei ist das nicht als eine Liste zu verstehen, die es komplett abzuarbeiten gilt, sondern mehr als ein Buffet an Ideen – einiges passt, anderes eben nicht.
Die MS wird davon de facto nicht verschwinden. Aber wenn das ganze Drumherum entspannter wird und belastende Faktoren im Alltag weniger werden, hilft das auf jeden Fall – und das gilt für jeden von uns, egal ob MS’ler oder nicht.
Einige Abschnitte sehe ich sehr kritisch bzw. habe eine andere Meinung, aber das ist ein grundsätzliches Ding bei allen Arten von Ratgebern: nimm nicht alles für bare Münze, hinterfrage die Dinge und pick dir das heraus, was für dich und dein Leben gerade passt.
Grundsätzlich fasst es der Klappentext sehr gut zusammen:
Chris Klein möchte dir mit seinem Buch Mut machen. Er will dich inspirieren, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen, dein volles Potential auszuschöpfen und die beste Version von dir selbst zu werden; egal, ob du gesund oder krank bist. Er will, dass du erfüllter, glücklicher, leistungsfähiger und gesünder wirst und ein bewusstes, aktives Leben führst.
Denn wir alle haben nur dieses eine Leben; und das ist verdammt kurz.
Word!
Hast du das Buch gelesen? Was ist deine Meinung?
Vom chronisch Kranken zum Biohacker - Wie die Multiple Sklerose mir mein Leben zurückgab: Dein Praxisguide für mehr Gesundheit, Zufriedenheit, Glück und Erfolg
Ein Ratgeber mit einer bunten Palette an Tipps für ein gesünderes Leben - kann ich "Vom chronisch Kranken zum Biohacker" empfehlen?
URL: https://changing-ms.de/buecher/chronisch-krank-biohacker/
Autor: Chris Klein
3.5
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