Wie du dich mit deiner Umgebung vertraut machst

Naturverbunden zu leben bedeutet nicht nur, auf die Umwelt achtzugeben, möglichst oft Zeit im Freien zu verbringen und die Jahreskreisfeste zu feiern. Es beinhaltet auch, dass du mit deiner Umgebung vertraut bist. Ganz gleich, ob du auf dem Land wohnst oder in einer Stadt – und auch egal, ob du dich gerade zu Hause befindest oder auf Reisen.

Arin Murphy-Hiscock drückt es so aus:

Maintaining contact with your physical environment is crucial to maintaining a meaningful individual practice. If you lose touch with your environment, you lose the one thing that connects you to your natural surroundings.

Arin Murphy-Hiscock: The Green Witch, S. 59

In diesem Beitrag stelle ich dir einige der Techniken vor, die ich selber gerne nutze. Außerdem verrate ich dir meine Tipps, wie du die Pflanzen und Tiere in deiner Umgebung bestimmen kannst und wo du weiterführende Infos herbekommst.

Was gibt es um mich herum?

Stell dir vor, aus der Vogelperspektive auf dein Haus zu gucken und dann nach und nach herauszuzoomen. Du kannst auch Google Maps zur Hilfe nehmen. 😉

Schau dir an, welche Straßen wo verlaufen. Warum genau so? Was verbinden sie miteinander? Orientieren sie sich vielleicht an einem Fluss? Wie weit ist es bis zum Wald? Kennst du die Wiesen und Parks in deiner Nähe? Wo befindet sich der nächste Fluss und wo entspringt er? Woher kommt eigentlich das Wasser, das du trinkst – gibt es in der Nähe eine Talsperre?

Wenn du dich auf der Karte orientiert hast, geh nach draußen. Schau in jede Himmelsrichtung und versuche dir bildlich vorzustellen, welche Gebäude in einigen Hundert Metern Entfernung stehen… wo sich Wälder oder Parks erstrecken… wie es ein paar Kilometer weiter aussieht… wie sich Hügel und Täler zusammenfügen… welche Städte weiter entfernt folgen… wie du die Landesgrenze erreichst und darüber hinaus weiter blickst, etwa bis zum Meer.

Gibt es weiter entfernte Orte, denen du dich verbunden fühlst – etwa ein Urlaubsziel oder Orte aus deiner Kindheit? Finde heraus, in welcher Himmelsrichtung sie liegen und schau von deinem Zuhause aus in diese Richtung, um die beiden Orte räumlich miteinander in Beziehung zu setzen.

Spaziergang im Wendbachtal

Mir persönlich hilft diese Technik einerseits, um mich an meinem Wohnort wirklich daheim zu fühlen. Hier lebe ich nicht nur, hier kenne ich mich richtig aus und kenne sozusagen jeden Stein! Unterwegs hilft sie mir dabei, mich an meinem aktuellen Standort nicht fremd und irgendwie verloren zu fühlen.

Generell ist es eine tolle Übung, um zu spüren, wie unermesslich groß und weit die Welt ist und wie doch alle Orte miteinander in Verbindung stehen.

Was wächst hier?

Geh nach draußen und schau dich aufmerksam um: jetzt geht es um die Bäume, Sträucher, liebevoll gestaltete Beete, die wilden Pflanzen am Wegesrand, … kennst du sie?

Auch hierfür musst du nicht unbedingt auf dem Land wohnen. In der Stadt findest du ebenso jede Menge Bäume, bepflanzte Verkehrsinseln, Vorgärten und natürlich „Un“kräuter, die vorwitzig dem ganzen Asphalt und Beton trotzen.

Blick über Idar-Oberstein

Finde heraus, um welche Pflanzen es sich handelt! Wann blühen sie? Tragen sie Früchte? Kann man sie essen, Stoffe damit färben oder Cremes zubereiten? Stammen sie von hier oder wurden sie importiert?

Anstatt ein potentiell unvollständiges Bestimmungsbuch mitzuschleppen, setze ich lieber auf moderne Technik. 😀 Die kostenlose App Flora Incognita ist super, sie erkennt bei mir etwa 90% der Pflanzen.
Im Zweifelsfall mache ich ein paar Fotos und recherchiere dann daheim ausführlicher.

Zur Bestimmung von „Un“kräutern nutze ich gern die Seite unkraeuter.info – jede Pflanze ist mit einem Foto illustriert und du kannst entweder nach der Blütenfarbe suchen, nach Blütezeit oder nach Kategorie (bspw. Heilpflanzen).

Scharbockskraut
Scharbockskraut blüht im Frühling – Vorsicht, ab der Blüte ist es giftig!

Um dich mit Stauden, Sträuchern & Co. vertraut zu machen, kannst du ab dem Frühjahr durchs Gartencenter schlendern. Die Pflanzen dort sind alle beschriftet, häufig findest du auch Fotos von ihrer Blüte und Angaben zum Standort und der späteren Größe. Hier kannst du auch prima verschiedene Pflanzen miteinander vergleichen und beispielsweise auf die unterschiedlichen Blattformen achten.

Wenn du die Möglichkeit hast, selber einen Garten anzulegen, dann bevölkere ihn lieber mit heimischen Pflanzen als irgendwelchen Exoten. Häufig können Bienen und andere Insekten mit ihnen mehr anfangen. Eine bunte Übersicht über heimische Stauden, Sträucher und Bäume hat der NABU zusammengestellt (je nachdem, in welcher Ecke du lebst, gibt es vielleicht auch andere regionale Pflanzen).

Kirschblüte

Finde heraus, wie der Boden bei dir beschaffen ist: etwa lehmig-schwer oder eher sandig und leicht? Wie wirkt sich das auf dein Gefühl aus, wenn du dich beim Meditieren erdest?

Wird in deiner Umgebung etwas angebaut – gibt es beispielsweise Weinberge, Obstwiesen oder Maisfelder? Wo kannst du solche regionalen Lebensmittel beziehen und damit lange Transportwege vermeiden? Welches Obst und Gemüse hat wann Saison?

Welche Tiere leben hier?

Haustiere wie Katzen und Hunde wirst du fast überall finden und meistens wohl auch identifizieren können. 😉 Aber wie sieht es mit Wildtieren oder auch Nutztieren aus? Kannst du eine Heidschnucke von einer Ziege unterscheiden, wenn du an einer Herde vorbeiläufst? Weißt du, welcher Vogel da gerade zwitschert und wie er ausschaut?

Im Wildpark

Eine gute Seite zur Vogelbestimmung anhand von Fotos bietet der Landesverband für Vogelschutz in Bayern. Hier kannst du auch ähnliche Vögel miteinander vergleichen.
Die verbreitesten Vogelstimmen kannst du dir in dem YouTube-Video über 35 heimische Singvögel anhören; wenn du gerne weitere Erklärungen zum jeweiligen Gesang haben möchtest, ist das Video Die Gesänge und Rufe von 30 Singvögeln hilfreich.

Die Deutsche Wildtierstiftung bietet sehr schön gestaltete Portraits mit tollen Fotos und Zeichnungen verschiedenster Wildtiere, vom Rothirsch über den Siebenschläfer bis hin zur Wildbiene.

Auf matschigen Wegen oder im Schnee findest du unterschiedliche Tierspuren. Um die Abdrücke von Mardern, Füchsen und Bello von nebenan auseinanderzuhalten, hilft dir diese Infografik von Peta.

Finde heraus, welche Wildtiere in deiner Umgebung leben, von was sie sich ernähren und womit du sie unterstützen kannst.
Ganz simpel kannst du beispielsweise im Sommer Insekten helfen: fülle eine flache Schale oder einen Untersetzer mit etwas Wasser und lege zwei, drei Steine als Landeplatz hinein. Stell die Insektentränke auf deinem Garten oder Balkon an eine schattige Stelle und füll regelmäßig Wasser nach. Hier können die Tierchen dann auch an heißen Tagen trinken.

Wie sah es hier früher aus?

Inmitten von Hochhäusern, Supermärkten, Tankstellen & Co. fällt es oft schwer vorzustellen, dass sich an der gleichen Stelle mal Wiesen und Wälder erstreckt haben oder ein Bauer mit seinem Pferd einen Acker gepflügt hat. Oft ist das aber nur wenige Jahrzehnte her.

Freilichtmuseum Lindlar

Gibt es in deinem Ort einen Heimatverein? Solche Vereine geben oft Bücher mit alten Aufnahmen heraus, die ich persönlich unglaublich spannend finde. Größere Städten verfügen häufig sogar über ein eigenes Museum, das Bilder und vielleicht auch Modelle früherer Zeiten zeigt.

Welche Gebäude in deiner Umgebung sind alt, welche neueren Datums? Kirchen, Klöster, Hofanlagen und Burgen sind ein guter Ausgangspunkt. Teilweise wurden Kirchen auch an heiligen Orten errichtet, die vorher heidnisch bedeutsam waren.

Manchmal existieren die Gebäude selber heute nicht mehr, die Straßennamen geben dir aber trotzdem noch Aufschluss: „Am Burggraben“ ist recht eindeutig. „Im Bungert“ verweist auf ehemalige Obstwiesen.

Welche Straßen und Wege existieren schon sehr lange und welche sind erst später hinzugekommen?

Und was ist mit dem Haus, in dem du wohnst? Ist es jüngeren Datums oder hat es bereits eine lange Geschichte? Was ist hier bereits alles passiert?


Ich hoffe, diese Sammlung von Techniken hilft dir weiter. 🙂

[pin src=“https://vom-landleben.de/wp-content/uploads/2020/11/mit-umgebung-vertraut-machen-vom-landleben.jpg“ alt=“Um im Einklang mit der Natur zu leben, ist es wichtig, dass du mit deiner Umgebung vertraut bist. Diese Techniken und Tipps helfen dir dabei:“]

1 Kommentar zu „Wie du dich mit deiner Umgebung vertraut machst“

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