Heute, in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, wird im Jahreskreis Samhain gefeiert. Es ist eine Zeit des Loslassens und der Einkehr, an der sich die Grenze zwischen den Welten besonders fein anfühlt. Zeit für einen Spaziergang im Wald…
Für was Samhain steht und wie du diesen für deutsche Zungen doch etwas ungewöhnlichen Namen aussprichst, habe ich vor einiger Zeit in Samhain: Begegnung mit der Dunkelheit thematisiert. Nun war ich im Wald unterwegs und habe dir einige Gedanken über Veränderungen, Loslassen und den Wandel mitgebracht… und ein paar Herbstfotos.
Die Zeit des Wandels
Der Herbst ist die Zeit des Wandels. Die Luft wird kühler, die Tage kürzer, und die Natur bereitet sich auf ihren Winterschlaf vor. Wenn du zu Samhain in den Wald gehst, spürst du vielleicht eine besondere Stimmung. Ein Gefühl von Ruhe und gleichzeitig von Erwartung. Die Blätter unter deinen Füßen knistern, und der Wind flüstert geheimnisvoll durch die kahler werdenden Äste. Alles scheint still zu stehen – und doch passiert so viel. Die Jahreskreisfeste laden uns dazu ein, diesen Wandel bewusst wahrzunehmen.

Die Natur zieht sich zurück, um Kraft zu schöpfen, und erinnert uns daran, dass auch wir uns auf das Wesentliche konzentrieren dürfen. Samhain markiert den Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit. Was liegt da näher, als in den Wald zu gehen, die klare Luft einzuatmen und für einen Moment ganz bewusst in den Rhythmus der Natur einzutauchen?
Ein Herbstspaziergang zu dir selbst
Du musst keine großen Rituale planen, um diese besondere Zeit um Samhain zu erleben. Du musst auch nicht exakt um Mitternacht am 31.10. im Wald stehen. In der Natur gehen alle Übergänge fließend vonstatten. Mach dir also keinen Stress, wenn du am eigentlichen Datum vielleicht keine Zeit hast – die Tage vor und nach Samhain tragen die gleiche Magie in sich.
Ein achtsamer Spaziergang reicht schon aus, um den trubeligen Alltag für ein Weilchen hinter dir zu lassen und dich für die kleinen, fast unsichtbaren Wunder zu öffnen, die sich in dieser Jahreszeit überall im Wald zeigen.
Achte auf die kleinen Dinge: die feinen Spinnweben, die vom Morgentau glitzern, die letzten bunten Blätter, die sich vom Wind davontragen lassen und vielleicht auf einem umgestürzten Baumstamm rasten.

Die Natur zeigt uns, wie man loslässt und Platz für Neues schafft.
Der Herbst im Allgemeinen und Samhain im Besonderen ist daher die perfekte Zeit, um alte Gewohnheiten oder festgefahrene Gedanken loszulassen. Überlege auf deinem Weg durch den Wald, was du hinter dir lassen möchtest, um Platz für das zu schaffen, was kommen darf. Die Bäume machen es uns vor – sie lassen jedes Blatt los, ohne zu wissen, was der nächste Frühling bringen wird. Auch du darfst alten Ballast ablegen und offen sein für das Unbekannte.

Die Magie der Dunkelheit
Vielleicht spürst du in den stillen Ecken des Waldes eine Art „magisches“ Gefühl. Viele Traditionen sehen Samhain als die Zeit, in der die Grenze zwischen den Welten dünner wird. Samhain ist besonders in der keltischen Kultur verwurzelt, aber die Idee, dass die Geisterwelt im Herbst näher rückt, ist in verschiedenen Kulturen zu finden.
Das bedeutet nun nicht zwangsläufig, dass du Geister treffen musst – vielmehr kannst du die tiefe Verbindung zur Natur fühlen, wenn du dich auf ihre Ruhe einlässt. Der Herbst zeigt dir die Schönheit der Dunkelheit, die in jedem Ende auch einen Anfang bereithält.
Du könntest diesen Spaziergang auch als eine kleine Zeremonie gestalten. Vielleicht trägst du einen Stein oder eine Nuss mit dir, die du an einer bestimmten Stelle niederlegst. So lässt du symbolisch etwas los. Oder du findest einen besonderen Ast, den du mitnimmst – als Symbol für das, was du in der kommenden Zeit wachsen lassen möchtest. Dies kann ein schöner Moment sein, in dem du dir deine Wünsche und Ziele bewusst machst.

Dein Ort der Stille
Der Wald bietet dir einen geschützten Raum, um deine Gedanken zu sammeln. Lehne dich an einen Baum. Nimm wahr, wie sich die Stille anfühlt. Diese Zeit gehört ganz dir, und du darfst hier einfach sein. Wenn du magst, kannst du dein Journal mitnehmen und notieren, was dir in den Sinn kommt. Vielleicht sind es Gedanken, die du schon lange mit dir herumträgst, oder neue Ideen, die im Schutz des Waldes auftauchen.
Samhain ist die Schwelle zwischen Alt und Neu, und in dieser Schwelle liegt eine besondere Kraft. Die Natur geht in den Winterschlaf, und du darfst dir die gleiche Erlaubnis geben: langsamer zu werden, nach innen zu schauen und in der Ruhe neue Kraft zu finden. Es ist kein Zufall, dass Samhain in einer Zeit fällt, in der wir uns mehr zurückziehen und unser Zuhause gemütlich machen. Auch in dir selbst gibt es einen inneren Ort, den du besuchen kannst, um Kraft zu schöpfen.

Der Weg zurück
Wenn du langsam zurückkehrst, nimm das Bild des Waldes und seiner Ruhe mit in deinen Alltag. Die Natur lebt uns vor, dass jede Jahreszeit ihre eigene Magie hat. Wenn du die Magie des Wandels einmal gespürt hast, ist sie immer bei dir. Samhain ist nicht nur ein Tag, sondern ein Gefühl – ein Erinnern daran, dass du Teil eines größeren Ganzen bist und dass Wandel zum Leben gehört.

Ob mit oder ohne Anlass, ein Spaziergang im Wald ist immer ein wenig wie eine andere Welt zu betreten und wenn man es zulässt die Geräusche der Natur an sich heranzulassen, kann man wirklich zu innerer Ruhe finden.
Das stimmt… habt ihr bei euch an der Stadt denn auch „richtige“ Wälder oder sind das mehr Parks?