Rund 20km entfernt von hier erstreckt sich die Wahner Heide, ein weitläufiges Naturschutzgebiet mit gleich drei skurillen Besonderheiten:
- Direkt daneben befindet sich der Flughafen Köln/Bonn. Dort habe ich ja letztes Jahr Flugzeuge fotografiert. Eine der Flugrouten führt übrigens fast direkt über unser Haus und ich bin froh, dass die Flugzeuge hier wenigstens nicht ganz so niedrig sind.
- Die Autobahn A3 führt hindurch.
- Von 1817 bis 2004 diente das Gelände als Truppenübungsplatz, auch heute führt die Bundeswehr dort ab und an noch Übungen durch. Die Wanderwege sollte man aufgrund der Munitionsrückstände tunlichst nicht verlassen. Zahlreiche Warnschilder weisen auf die Lebensgefahr hin.
Da der Beste und ich gerade gemeinsam ein paar Tage frei haben, nutzten wir die Zeit für einen Wanderausflug. Wir waren früher schon ein paar Mal in der Wahner Heide, diesmal wollten wir aber einen uns unbekannten Abschnitt im Süden erkunden.
Auf der abgewandelten Fliegenberg-Tour
Durch die Wahner Heide führen zahlreiche Wanderwege, die allesamt gut beschildert sind. Ich habe für uns die Fliegenberg-Tour herausgesucht, allerdings ein Stückchen abgewandelt. Im Original misst sie 8,4km, wir sind ungefähr 7km gelaufen.
Das Auto stellen wir in Troisdorf am Schützenhaus im Sebastianusweg ab, ein paar hundert Meter weiter überqueren wir den Mauspfad. Was heute wie eine 08/15-Landstraße aussieht, ist übrigens ein alter Handelsweg aus der Eisenzeit. Davon würden wir später noch einen beschreiten…
Los geht’s:
Das erste Stück auf dem Eichelhäherweg führt uns durch einen eher langweiligen Wald.
Wir biegen links in den Stellweg ein und erreichen einen Aussichtspunkt – und schlagartig ändert sich die Szenerie: eine offene Heidelandschaft erstreckt sich vor uns. Wir haben Glück, denn jetzt im Spätsommer blüht die Calluna (Besenheide) und sorgt für ein Meer aus Violett.
Die Sonne sticht vom Himmel und auf den sandigen Wegen kommt bei uns mediterrane Stimmung auf – wie ein Urlaub vor der Haustür!
Wir biegen rechts auf den Eisenweg und befinden uns einmal mehr auf einer jahrhundertealten Handelsstraße, auf der früher Eisenerz und Eisen transportiert wurden.
Nach einer Weile halten wir uns erneut rechts und überqueren den Wanderparkplatz „Wahner Heide“ (Bushaltestelle Fliegenberg) mitsamt der Altenrather Straße. Jetzt haben wir die Fliegenbergheide erreicht, die der Tour ihren Namen verleiht.
Hier machen wir Rast und genießen die Aussicht bis auf den Michaelsberg, das Wahrzeichen von Siegburg. Von den bei Ausgrabungen gefundenen germanischen Gräbern, die etwa 2.000 Jahre alt sind, ist allerdings nichts zu sehen.
Blick auf den Michaelsberg in Siegburg
Anschließend laufen wir ein Stückchen zurück und folgen einem anderen Abschnitt des Stellwegs von vorhin, ehe wir in den Wald abbiegen. Wir überqueren den kleinen Heimbach…
… und machen einen Abstecher zum Brunnenkeller: um 1850 staute man hier den Heimbach und errichtete eine Art natürlichen Kühlschrank. In Kannen wurde die frische Milch gekühlt aufbewahrt, die die Kühe auf einer angrenzenden Wiese gaben. Heute sind nur noch Mauerreste zu sehen.
Zurück geht es durch den Wald. Wir überqueren wieder die Panzerstraße und erklimmen den Ravensberg. An dessen Hängen findet sich Quarzit, das Menschen bereits in der Altsteinzeit als Material für ihre Werkzeuge nutzten.
Nach einem Abschnitt durch einen Buchenwald stehen wir schließlich inmitten riesiger Eichen, die eine mystische Atmosphäre verbreiten.
Eine große Quarzitplatte, der sogenannte Ringelstein, dient vermutlich schon vor Tausenden von Jahren als Kultstätte. Offensichtlich meinten irgendwelche Hohlköpfe in jüngerer Zeit ihre Initialen in den Stein ritzen zu müssen. 🙄
1670 wurde hier ein Kloster errichtet, die Eremitage. Weil die Mönche es sich aber wohl beim Feiern zu gut gehen ließen, ließ der Kölner Erzbischof 1833 die „sündige Einsiedelei“ abreißen. Heute erinnern ein Fußfall und ein Gedenkstein an das Kloster.
Von der Eremitage ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Insgesamt waren wir, mit vielen Schnupperpausen für Nala und Fotopausen für mich, gut zwei Stunden unterwegs. Die Strecke kann ich auf jeden Fall empfehlen, vor allem natürlich zur Zeit der Heideblüte. 🙂
Warst du schon mal in der Wahner Heide?
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