Weniger Plastikmüll!

Weniger Plastikmüll

Wenn du dich mit Nachhaltigkeit beschäftigst, stößt du bald auf ein riesiges Problemthema: Plastik. Genauer gesagt, Plastikmüll.

Ich hab mal ein bisschen dazu recherchiert, wie groß das Problem eigentlich ist – und meinen Alltag unter die Lupe genommen, wo überall Plastik im Spiel ist und ob ich darauf verzichten kann. Am Ende des Artikels erwarten dich ein paar praktische Ideen, die zu ruckzuck selber umsetzen kannst. 🙂

Was ist das Problem an Plastikmüll?

Anders als beispielsweise Papier zersetzt sich Plastik nicht von selbst. Das heißt, sofern es nicht recycelt wird, muss es verbrannt werden, wobei giftige Dämpfe entstehen – oder es landet als Müll in der Natur.

Wir alle kennen den Anblick von achtlos weggeworfenen Verpackungen im Straßengraben.
In den Ozeanen ist es noch drastischer:

100 bis 150 Millionen Tonnen Abfälle befinden sich jetzt bereits in den Meeren. […] 70 Prozent des Abfalls sinkt auf den Meeresboden, 15 Prozent schwimmt an der Wasseroberfläche und 15 Prozent wird an die Strände gespült.

Quelle: Deutschlandfunk – Müllhalde Meer

Immer wieder sterben Wale, Robben, Fische oder Meeresvögel an verschlucktem Plastik oder strangulieren sich damit. Mittlerweile gibt es in den Ozeanen mehr Plastik als Plankton.

Irgh.

Wird unser Plastikmüll denn nicht recycelt?

„Aber ich werfe meinen Abfall in die Gelbe Tonne, der wird dann doch recycelt“, heißt es oft mit einem Schulterzucken. Ist dem wirklich so?

Von Kunststoffabfällen aus privaten Haushalten wurden 41,7 % stofflich verwertet […], von den Kunststoffabfällen aus dem gewerblichen Endverbrauch nur 33,5 %.

Quelle: Umweltbundesamt: Kunststoffabfälle

Ein Großteil des Plastikmülls wird aus verschiedenen Gründen nicht recycelt: etwa, weil die Müllsortieranlagen das Plastik oft nicht richtig erkennen können oder auch schlicht aus wirtschaftlichen Gründen:

[…] der harte Wettkampf zwischen der Recycling-Branche und den rund 70 deutschen Müllverbrennungsanlagen. […] „In der Praxis hat die Müllverbrennung häufiger die Nase vorne“, sagt Michael Angrick vom Umweltbundesamt. Denn zum Verfeuern eignet sich Plastik aufgrund seines Erdölanteils besonders gut. Das Aufbereiten von Plastik ist hingegen teuer.

Bewahrheiten sich die Prognosen des Umweltbundesamtes, wird das Müllaufkommen in Deutschland in den kommenden Jahren sinken. Bleibt die Kapazität der Müllverbrennungsanlagen unverändert, könnte sich der Kampf um den Abfall verschärfen. Weil die Betreiber ihre Öfen füllen müssen, hätte das Recycling noch schlechtere Chancen als bisher.
Quelle: Süddeutsche: Recycling von Plastik – Wettkampf um den Müll

Quelle: Süddeutsche: Recycling von Plastik – Wettkampf um den Müll

Grund genug, unseren Umgang mit Plastik zu überdenken, oder?

Plastikfrei leben – funktioniert das?

Der Gedanke liegt nahe, dann doch einfach auf Plastik zu verzichten. Kann ja wohl nicht unmöglich sein, schließlich haben es unsere Großeltern, Urgroßeltern etc. pp. ja auch geschafft, ohne Plastik über die Runden zu kommen. Und das ziemlich erfolgreich, sonst säßen wir heute nicht hier.

Zur Erinnerung – uns Menschen gibt es seit rund 2,8 Millionen Jahren. Plastik wird seit 1907 hergestellt, also seit 111 Jahren. Bei einer durchschnittlichen Generationszeit von großzügig bemessenen 30 Jahren heißt das: wir sind ungefähr die 93.333ste Generation Menschen, Plastik gibt es seit knapp 4 Generationen. Rund 93.329 Generationen vor uns sind ohne Plastik ausgekommen.

Und ausgerechnet wir denken, dass das nicht mehr geht? Obwohl es noch nie so viel Wissen gab und so viel Bildung, so viel Fortschritt…?

Wir wissen ja, wie umweltschädlich Plastik ist – und damit auch schädlich für uns selber. Selbst in unserem Blut fließt Plastik, pfui Deibel!
Und trotzdem shoppen wir fröhlich weiter und sägen uns damit den Ast ab, auf dem wir selber sitzen…

Funktioniert ein plastikfreies Leben in unserer Gesellschaft?

Die Crux ist halt das Umfeld, in dem wir leben. Man will ja nicht gleich zum exzentrischen Einsiedler irgendwo in einer einsamen Höhle werden, sondern weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, Freunde und Familie haben, arbeiten gehen und so weiter.

Es gibt da draußen ein paar Blogger, die sich mit einem „Zero Plastik“-Lifestyle rühmen. Da frage ich mich ja, wie sie ohne Plastik ihre Texte ins Internet bekommen… zumindest bei mir sind die Kabel mit Kunststoff ummantelt und ohne Plastik sähe es mit dem Computer auch recht mau aus. 😉

Ich habe einfach mal einen typischen Morgen bei mir untersucht, wo ich überall mit Plastik in Berührung komme:

Vom Piepen des Handyweckers werde ich wach – ohne Plastik kein Smartphone. Ich stehe auf und gehe ins Bad – mit den Füßen tappe ich dabei über unseren Bodenbelag aus Vinyl, also PVC. Auch die Lichtschalter und Steckdosen sind aus Plastik. Dass ich nicht irgendwo dagegen renne, verdanke ich meinen Kontaktlinsen – Plastik. Die alternative Brille besteht aus Kunststoff. Die Taste der Klospülung, der Fön, die Zahnpasta-Tube, die Fensterrahmen: Plastik.
In der Küche geht es weiter; der Griff am Edelstahl-Wasserkocher sowie Kabel + Stecker sind ebenso aus Plastik wie der Griff des Brotmessers und der Einsatz in der Besteckschublade. Ohne Nasenspray wäre ich in Sachen Heuschnupfen derzeit herzlich aufgeschmissen – auch da ist Plastik dran.
Plastik ist Teil meiner Kamera, der Speicherkarten, sämtlicher Elektrogeräte und Kabel, der Computermaus und der Tastatur, auf der ich gerade tippe, und und und… ich könnte das jetzt endlos fortführen und etwa mit dem Auto / dem Bus / der Bahn weitermachen, aber das erspare ich uns mal und springe zum Fazit: ohne Plastik kommt man in unserer Gesellschaft aktuell tatsächlich nicht sonderlich weit.

Ist Plastik gleich Plastik?

An der unterschiedlichen Beschaffenheit von all diesen Plastikdingen merkst du’s schon: es gibt jede Menge Arten von Plastik. Um den Unterschied von Polyethylen, Polypropylen & Co. geht es mir an dieser Stelle nicht, das kannst du beispielsweise ausführlich bei Wikipedia nachlesen.

(Na, wer hat jetzt auch einen Ohrwurm von Meine Schwester heißt Polyester? 😉 )

Worauf ich hinauswill: Wegwerf-Plastik vs. solches, das man länger verwendet.

Klar, am Ende ist es herzlich egal, ob der Plastikmüll mal für eine halbe Stunde eine Portion Take Away-Nudeln enthielt oder 20 Jahre lang als Autoteil im Einsatz war. Müll ist Müll.

Aber der Knackpunkt ist: auf Wegwerf-Plastik kannst du viel, viel leichter verzichten. Auch ohne großartige Einschränkungen im Alltag. Wenn ich mir so den Inhalt unserer Gelben Tonne ansehe, dann ist das tatsächlich überwiegend Verpackungsmüll und wir werfen nur selten etwas aus Plastik weg, das wir länger benutzen.

Das ist ja schon mal eine gute Nachricht – ausgerechnet das, worauf man am einfachsten verzichten kann, macht den größten Anteil am privaten Plastikmüll aus. Na, dann mal ran an den Speck Dreck!

Das Problem ist nicht das Wegwerfen

Nun fängt das Müllproblem ja nicht beim Wegwerfen an, sondern beim Kaufen.

Geh mal in einen x-beliebigen Supermarkt und schau dich um – fast alles ist in Plastik verpackt. Egal ob Schokoriegel (am besten einzeln verpackt und dann alle zusammen nochmal in einem Plastikbeutel), Klopapier, Obst und Gemüse (Klassiker: die einzeln eingeschweißte Salatgurke), Joghurt, Aufschnitt, Putzmittel, Aktionsware, … was da an Wegwerf-Plastik zusammenkommt, ist irre. Und wenn ich mir dann mal überlege, dass es allein in unserem kleinen Ort hier vier dieser Supermärkte gibt und wie viel Zeug die Leute da regelmäßig nach Hause schleppen, sodass neues Plastik herangekarrt werden muss…

Drüben bei den netzfrauen gibt es einen Artikel über den Plastikwahn bei Lebensmittelverpackungen – mit Fotos, bei denen ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen soll. Mein Favorit ist wohl die geschälte und anschließend zur besseren Haltbarkeit in eine Plastikdose gesteckte Orange…

Ich bin da ganz ehrlich: wir kaufen auch im Supermarkt ein. Bei uns selber fällt ebenfalls jede Menge Plastikmüll an. Zwar versuche ich Plastik als Verpackung zu reduzieren und verursache deutlich weniger Müll als früher, aber eine Heilige bin ich da bei weitem nicht.
Immerhin – Schritt für Schritt wird es besser.

Eine fast unsichtbare Gefahr: Mikroplastik

Abgesehen vom offensichtlichen Verpackungsmüll gibt es übrigens noch eine weitere Quelle für Plastikabfälle, die sogar noch gefährlicher ist: Mikroplastik. Winzige Partikel, die etwa in Kosmetik enthalten sein können oder beim Abrieb von Fleece-Kleidung entstehen. Über das Abwasser gelangen sie nicht nur ins Meer, sondern auch in unseren Körper.

Kaufst du beispielsweise lieber das teure Fleur de Sel statt billigem Salz? Herzlichen Glückwunsch, es ist voller Plastik. Bäh.

Ideen und Tipps, wie du Plastikmüll reduzieren kannst

Um den Artikel hier jetzt nicht ellenlang werden zu lassen, verweise ich dich an dieser Stelle einfach mal auf ein paar lesenswerte Beiträge auf anderen Seiten. Für die nächsten Wochen plane ich einen Post, in dem ich von meinen persönlichen Erfahrungen mit den diversen Plastik-Alternativen berichte – was ich ausprobiert habe, was easy-peasy klappt, was doof war, und so weiter. 🙂

War dir bewusst, welche Probleme wir uns durch das ganze Plastik schaffen?
Wo hast du in deinem Alltag Alternativen zu Plastik gefunden?

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