Kleine Katze auf großer Tour… meine Nerven.

Unser Katzenmädchen Juli und Nala sind ja dicke Freunde. Sie liegen aneinandergekuschelt in Nalas Hundebett, im Garten rennt Juli dem Tennisball genauso hinterher wie Nala, und wenn ich mit Nala spazierengehe, kommt Juli mit raus. Dank Katzenklappe ist sie ja eh Freigängerin.

Spazierengehen mit Hund und Katze – normalerweise…

Eigentlich läuft uns die Katze dann nur ungefähr zweihundert Meter weit hinterher – rüber auf die andere Straßenseite und dann hinein in das kleine Wäldchen. Im Unterholz geht sie dann auf Jagd, derweil ich mit dem Hund weiterlaufe bis zum Ende des Wäldchens.

Dort überqueren wir auf einer Brücke den Fluss, auf die Juli sich zum Glück nicht hintraut: das ist nämlich eine vielbefahrene vierspurige Straße mit je einem Rad- und Fußweg auf der Seite. Juli bleibt dann immer maunzend im Wäldchen und wartet dort auf uns, bis wir wiederkommen. Manchmal klettert sie auch runter bis zum Flussufer, sodass wir sie auf der anderen Seite der Dhünn sehen und ein Stückchen parallel zueinander laufen.

Eigentlich dreht Juli da aber nach ein paar Metern um… eigentlich.

Die Katze vom anderen Ufer

Heute Abend war alles wie immer – die Katze kam bis ins Wäldchen mit, verschwand dort im Gebüsch und ich ging mit Nala weiter. Auf der anderen Seite der Dhünn liefen wir wie so oft den Spazierweg entlang, der dort am Wasser entlangführt. Begegneten ein paar Joggern, einigen Radfahrern, einer Frau mit Hund. Auf dieser Seite der Dhünn liegt wieder ein kleiner Wald, sodass es dort ganz nett ist. Auf der anderen Seite (also der, von der wir ursprünglich kommen) erstreckt sich allerdings nach ein paar Hundert Metern das Klinikumsgelände.

Juli im Garten (Mai 2013)

Tja… als Nala und ich schon wieder auf dem Rückweg waren, traute ich meinen Augen nicht: über zwei grüne Rohre, die vom Klinikumsgelände aus über den Fluss führen, schnürte plötzlich niemand anders als unser Katzentierchen geradewegs auf uns zu. oO
Tapste, maunzte und guckte sich mit großen Augen um. Soweit ich weiß, war das das erste Mal, dass Juli sich so weit weg auf die andere Seite der Dhünn wagte. Entsprechend aufgeregt maunzte sie denn auch… uff.

Und wie kommen wir jetzt wieder alle nach Hause?

Was nun? Solange ich mit Nala den Waldweg entlang lief, rannte Juli uns hinterher.
Auf die Brücke und somit direkt neben die Straße wollte ich sie aber nun wirklich nicht lotsen, denn da muss sie nur einmal erschrocken zur Seite huschen und wäre auf der Fahrbahn.
Auf den Arm nehmen lässt sich die Katze von mir dummerweise nicht so wirklich. Das kann nur der Beste mit ihr machen und selbst da hätte ich Bedenken, dass er sie so ein doch relativ weites Stück über würde festhalten können, ohne dass sie sich aus dem Griff herauswinden und wegspringen würde. Aber der Beste war eh nicht zu Hause, und mein Handy hatte ich natürlich auch nicht dabei. Übrigens ebenso wenig wie die praktische Katzentransportbox für die Hosentasche.

Tja. Über die Rohre zu klettern, kam für mich nicht in Frage, weil die a) vermutlich mein Gewicht nicht tragen würden und b) an beiden Ufern mit Stahlgittern versperrt sind, um genau solche Aktionen zu verhindern. Juli passt durch die Zwischenräume natürlich durch.
Die Katze auf das Rohr lotsen und selber durch den Fluss waten? Irgh, der ist da relativ tief, und was würde ich dann mit Nala machen? Die geht ja nur bis zum Bauch ins Wasser, und angebunden auf der anderen Seite zurücklassen könnte ich sie ja auch schlecht, gerade bei ihrer Vergangenheit als Kettenhund. Großartig.

Zurückzulaufen und zu versuchen, Juli wieder auf die Rohre zu schicken, klappte nur so halbwegs. Sie huschte zwar bis zur Mitte vom Fluss, drehte sich dann aber jedesmal wieder um und rannte doch lieber wieder maunzend zurück zu uns. Nachdem wir das ein paar Mal durchexerziert hatten, versuchte ich das Tierchen einzufangen. Einen Sack Flöhe zu hüten wäre einfacher. 🙁  Wenn man halb im Gebüsch hockt, der Hund etwas belämmert in die andere Richtung guckt und man mit einschmeichelnder Stimme „Juuuuli, Juuuuli, Juuuuli…“ vor sich hin säuselt, ist das übrigens ein hervorragender Auftakt zu Gesprächen mit vorbei schlendernden Passanten. ^^

Also mussten wir wohl doch zusammen über die Brücke. Denn wenn ich mit dem Hund einfach weggehen und die Katze zurücklassen würde, würde sie vor Aufregung und Angst vermutlich durchdrehen. Also los. Bis zum Fuß der Treppe lief Juli hinter uns her und sprang nur dann und wann ins Gebüsch, wenn ein Radfahrer vorbeifuhr. Dann waren wir auf der Treppe, Juli huschte an uns vorbei, blieb stehen – und rannte schnurstracks wieder zurück auf den Waldweg, wo sie jämmerlich maunzend stehenblieb. Klar, die Straße ist verdammt laut und angsteinflößend. Aber irgendwie mussten wir ja wieder nach Hause. Nächster Anlauf. Der Katze gut zugeredet, Stufe für Stufe weitergegangen – nichts.
Während sich vor meinem geistigen Auge schon Bilder von einer plattgefahrenen Katze aufdrängten und ich allmählich wirklich Sorge hatte, ob wir alle wieder unbeschadet nach Hause kommen würden, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Ein beherzter Versuch

Also gut. Ich schnappte mir Nala, eilte im Laufschritt die Treppe hoch, über die Brücke, auf der anderen Seite hinein in das Wäldchen und dann durch das Unterholz runter zum Fluss. Tatsächlich entdeckte Juli uns und maunzte wieder kläglich, aber immerhin hatte sie uns gesehen. Zusammen mit Nala kämpfte ich mich also durch Brombeerranken, totes Holz und sonstiges Gestrüpp in Richtung der Rohre, dabei immer Julis Namen rufend und hoffend, dass sich Nala bloß nicht einen Brombeerdorn in die Pfote treten würde (dafür ist sie Spezialistin). Und hooray… während ich die Hundeleine noch von einem Ast enthedderte, in dem sie sich verfangen hatte, raschelte es vor uns plötzlich laut und das Katzentier sprang aus dem Gebüsch. UFF.

Ich war noch nie so erleichtert, als mir die Katze um die Beine gestrichen ist…
Immerhin scheint Juli jetzt aber zu wissen, wo sie über den Fluss kommt und wie es auch wieder zurückgeht.

Nach diesem Abenteuer schläft sie heute vermutlich gut… 😉

Unsere kleine Katze Juli

5 Kommentare zu „Kleine Katze auf großer Tour… meine Nerven.“

  1. ohje, das war ja ein Abenteuer! Ich hätte auch schreckliche Angst um sie gehabt. Dass sie um keinen Preis über eine viel befahrene Straße geht, ist aber doch schon mal gut. Sie hätte ja einfach rüberlaufen können… Das möchte ich mir nicht ausmalen.
    Gut, dass du einen Weg gefunden hast, um sie heil nach Hause zu bekommen. 🙂 Sowas macht sie sicher nicht noch mal.
    Ich wette, sie träumt jetzt von ihren Erlebnissen in der großen, weiten Welt. 😉 Ach man, ich hätte so gerne eine Katze… hach!

  2. oje, irgendwie bin ich froh das unsere keine Freigänger sind, wobei ich as auch schade find, aber hier in Oberhausen? UNMÖGLICH.

    Bei unseren hätte ich das glück mit den Arm, meine lassen sich alle tragen und auch einfangen ohne Probleme.

  3. Was für eine aufregende Geschichte! Zum Glück ist sie gut ausgegangen! Ich finde es ja so mega süß das Juli dir so hinterher rennt *_* Auch wenn es in diesem Fall nicht so toll war ^^“

  4. Das die Katze euch begleitet find ich schon irgendwie lustig und süß 🙂
    Aber ich kann mir vorstellen wie du dich gefühlt hast, hatte ja früher auch Haustiere (Zwar keine Katze, aber man erlebt ja so seine Geschichte mit Haustieren)

  5. Pingback: „Och, guck mal, die geht ja mit Hund und Katze spazieren!“ | Lieblingsalltag

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